Zur Stadionmusik bei Rot-Weiss Essen: Weniger ist mehr!

Nils 5. Mai 2014

Unter dem Aufmacher “Wenn ich Stadion-DJ wäre” suchen wir nach Vorschlägen und Ideen für bessere Stadionmusik. Nach dem ersten Interview zu Borussia Mönchengladbach gehen wir nun ins Ruhrgebiet und haben RWE-Fan Stephan Berchner zur Musik im Georg-Melches-Stadion an der Essener Hafenstraße befragt:

Was wird im Moment für Musik bei Euch im Stadion gespielt?

An der Hafenstraße werden neben diversen, klassischen Vereinsliedern seit einigen Jahren auch Lieder von lokalen Bands gespielt, die sich am Projekt “Stimmung statt Randale” (mittlerweile gibts 4 Alben) beteiligt haben. Leider sind hier – bei allem Respekt für die zum Teil sehr jungen Musikcombos – auch recht dilettantische Stücke dabei.

Was sind die Klassiker?

Das Steigerlied gehört (selbstverständlich) auch zum Repertoir unseres Stadion-DJs, was ich persönlich, obwohl es bei nahezu jedem Ruhrgebietsverein gespielt wird und eigentlich aus dem Erzgebirge stammt, völlig okay finde.

Da scheint ihr es in Essen mit der Musik relativ gut zu haben.

Chartmusik wird bei uns erfreulicherweise recht wenig gespielt, wobei es auch da in der jüngeren Vergangenheit zu einigen “Blackouts” des DJs gekommen ist: Ich erinnere mich an eine Halbzeitpause, in der ich mit Helene Fischer (!!!) beschallt worden bin. Einer der wenigen Momente in meinem Fandasein, wo ich mich wirklich geschämt habe…

Reagiert Euer Stadion-DJ auf aktuelle Situationen wie Siege, Niederlagen oder saisonabhängige Momente?

Nein. Und obwohl man das als mangelnde Kreativität verstehen könnte, finde ich das im Grunde eher positiv. Ich kann beim Fussball auf Weihnachtslieder ebenso gut verzichten wie auf aktuelle Sommerhits.

Sollte es aus deiner Sicht mehr, weniger oder andere Musik im Stadion geben?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der Stadion-DJ mehr auf das (Stehplatz-)Publikum achten sollte. Ein paar Gassenhauer vor dem Spiel und in der Pause, Einlaufmusik und Torjingle reichen für mich aus. Zudem finde ich es schade, wenn nach Spielschluss die Fangesänge durch Lautbesprecherbeschallung übertönt werden. Fazit also: Weniger ist mehr!

Kannst Du Beispiele für lokale Bands nennen?

“Fussball, Ficken, Alkohol” von den Lokalmatadoren (aus Mülheim) fände ich theoretisch sehr passend, ist aber aufgrund ihrer Zuneigung zu Königsblau letztlich völlig inakzeptabel. Weniger negativ besetzt scheinen mir da die Kassierer (aus Wattenscheid) zu sein, deren “Wenn das Wasser der Ruhr blondes Pils wär” man sicher gut im Stadion mitgrölen könnte.

😀 Ganz hervorragend! Material ist also ausreichend vorhanden… 

Aus einem ganz anderen Genre, nämlich aus dem HipHop, stammt der Song “3.Halbzeit” von der Wittener Combo Creutzfeld&Jakob. Auch den könnte ich mir gut an der Hafenstraße vorstellen.

Welche Songs würdest Du als Stadion-DJ spielen, die aus deiner Sicht gut zu RWE  passen und vermutlich auch insgesamt beim Publikum gut ankommen würden?

Erstmal würde ich die alte Version von Siw Malmquists “Adiole” wieder einführen. Hierzu gab es meines Wissens nach sogar mal eine Online-Petition einiger gleichgesinnter RWE-Fans.

Dann würde ich das alte Vereinslied “Rot-Weiss Essen okay” ins Programm aufnehmen. Textlich zwar etwas altbacken, aber gerade deshalb ein echter Klassiker innerhalb der aktiven Fanszene.

Vor Beginn der zweiten Halbzeit würde ich dann “Am Tag, als Conny Kramer starb” von der gebürtigen Essenerin Juliane Werding anspielen, der Rest dürfte jedem bekannt sein.

Herzlichen Dank für das Interview! Vielleicht werden ja ein paar der guten Ideen aufgenommen.