Interview mit “DJ Opa” zur Stadionmusik bei Fortuna Düsseldorf (Teil 1)

Nils 26. Oktober 2016

In unserer Interviewserie “Wenn ich Stadion-DJ wäre…” versuchen wir neue Ideen für bessere Musik in Fussballstadien zu finden. Aus unserer Sicht gibt es hier viel Luft nach oben: In vielen Bundesligastadien wird bei der Musik nur der kleinste gemeinsame Nenner gesucht. Im Ergebnis klingt die Musik in fast allen Stadien gleich – austauschbarer Mainstream.

Bisher kamen bei uns Fans von Borussia Mönchengladbach (aka “A German Team“), Rot-Weiss Essen, Kickers Offenbach und Schalke 04 mit ihren Ideen für bessere Stadionmusik zu Wort. Nun konnten wir erstmals direkt mit einem der bekanntesten Stadion-DJs in Deutschland sprechen. DJ Opa, der eigentlich Marcus heisst, ist Stadion-DJ bei Fortuna Düsseldorf und nicht nur am Rhein für sein kreatives Musikprogramm bekannt. Hier der erste Teil unseres Interviews:

DJ Opa, nach dem Musikmagazon “Melodie & Rhythmus” seist du der beste Stadion-DJ der Liga, weil du – wie du selbst sagst – “Musik mit Haltung” spielst, von Künstlern, die einen anderen Anspruch haben”. Da fragen wir uns, warum es woanders fast immer nur Einheitsbrei zu hören gibt: Sind die Verantwortlichen und Fans bei Fortuna besonders aufgeschlossen für ein anspruchsvolleres Musikprogramm?

DJ Opa: Nun, das hängt mit der Vergangenheit zusammen. Als ich anfing, spielten wir ja noch in der Oberliga, im alten Stadion am Flinger Brrich vor 4.000.-5.000 Zuschauern. Fortuna existierte nur noch durch die Fans und engagierte Mitglieder. Da passte als musikalisches Rahmenprogram eben keine „Heile-Welt“-Gedudel. Und ich war ja schon länger für den Verein in diversen Sachen tätig gewesen. Die haben mir eben vertraut. Zudem hatte unser damaliger Stadionsprecher Ilja Ludenberg klar gesagt: „Wir möchten da alle Freiheiten.“ Und dann hat der Verein gemerkt, dass es gut ankommt. Und die Mehrheit der damaligen Fans war sowieso eher Rock, Rock´n´Roll-affin. Das passte alles zusammen.

Eigentlich müsste es auch im Interesse anderer Vereine sein, durch individuellere Musik die eigene Clubidentität stärker zu prägen. Haben die DJs in anderen Stadien weniger Freiheiten oder ist vielleicht das Publikum zu heterogen?

Ich glaube wenn ich heute bei Fortuna anfinge, wären die Grenzen auch wesentlich enger. Das ist eben mit der oben beschriebenen Zeit gewchsen. Man muss schon klar sagen, dass ich so etwas wie ein „Feigenblatt“ oder Folklore bin. Mit dem Erfolg kommen eben auch andere Zuschauer, die lieber „familienfreundlichere“ Musik hören möchten. Und genau vor diesem Problem stehen die Djs in anderen Stadien. Ich würde sofort aufhören, wenn ich so einen Mist spielen müsste. Das ist also auch eine Frage der eigenen Haltung bei den Kollegen.

Wodurch zeichnet sich aus deiner Sicht gute Stadionmusik aus?

Es geht mir persönlich weniger um Genres. Okay, bei uns läuft natürlich schon viel Punkrock und Rock´n´Roll, aber eben auch Britpop, Hiphop, Rock, Metal. Es geht um Stimmung, um Haltung, um Abwechslung. Und Sachen aus den Charts runterzududeln ist keine Abwechslung. Gute Stadionmusik soll die Fans in eine gute Stimmung bringen, wie auf einem Rock-Konzert. England war und ist da immer noch weit vorne. Zumindest was die Musik in den Stadien geht. Und Helene Fischer und Kinderlieder passen da eben nicht.

Zum 2. Teil des Interviews über Beschwerden von Gastmannschaften und Lieblingssongs