Erste Pokalrunde im Februar: FC Bayern München gegen die Liga

Flo 15. Februar 2015
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Der Frühling ist da. Sonne und zweistellige Plusgrade ließen den gestrigen Bundesligasamstag wie einen Spieltag im April erscheinen. Wenn man den Blick Richtung München senkt, hatte der Spieltag allerdings auch etwas von Spätsommer, genauer gesagt Pokalrunde 1. Das in seiner Höhe eher noch schmeichelhafte 8:0 des FCB über den alten (und sicherlich nicht altehrwürdigen) Konkurrenten Hamburger SV war zu keiner Sekunde das sportliche Kräftemessen zweier ehemaliger Deutscher Meister und Europacupsieger. Das war FC Bayern gegen den SV Post in Reinkultur. Nur halt nicht auf dem mit Metalltribünen ausgebauten Dorfsportplatz vom SV Essen-Kray, sondern in der Allianz Arena.

Gestern musste noch nicht einmal Xabi Alonso im Mittelfeld heatmappen, dass sich die Feuilletons die Bleistifte spitzen, Herr Ribery war Kurzarbeiter, und Arjen R. benutzte vor lauter Langeweile seinen noch nicht einmal zum Stehen sonderlich geeigneten rechten Fuß, um den HSV nach allen Regeln der Kunst fußballerisch hinzurichten. Frei nach dem bayerischen Gelegenheitsphilosophen Thomas Müller: Jede Trainingseinheit gegen die vereinseigene B-Jugend hätte die Mannschaft mehr gefordert.

Nur: Das war alles keine singuläre Ausnahme, das hat Methode. Und alle akzeptieren es. Wenn sich der Pulliträger des Jahres Joe Zinnbauer die an Idiotie kaum zu überbietende Frage gefallen lassen muss, ob seine “mutige Taktik” mit, man halte sich fest, zwei (ZWEI!) Stürmern nicht zu offensiv war, sind wir endgültig in dem rhetorischen Bereich angekommen, der sich mit den taktischen Möglichkeiten von Amateurtruppen gegen übermächtige Profis beschäftigt.

Klar, wie uns die Sportschau wissen ließ, hat der FC Bayern in den letzten drei Jahren 169 Punkte mehr geholt als der HSV, und auch die bajuwarische Auswärtsbilanz der Hamburger Schießbude seit einem Unentschieden 2008 ließ wenig Hoffnung aufkommen (0:1, 0:6, 0:5, 2:9, 1:3). Was da gestern passierte, kann uns allerdings auch der ewig sympathische und bescheidene Chefideologe Paul Breitner nicht mehr erklären. Missmanagement rund ums künftig nicht mehr ehemalige Volksparkstadion und solides Wirtschaften (kein Seitenhieb auf Uli H. beabsichtigt) an der Säbener Straße, das mag das Binnenverhältnis zwischen Elbe und Isar erklären helfen, aber das Problem liegt tiefer. Der FC Bayern hängt die Liga ab und kreist mangels struktureller Konkurrenz zunehmend um sich selbst.

Wenn sich eine gesamte Fußballnation (jenseits des Weißwurstäquators und chronischen Schönwetterfans) die Trikotagen vor Freude einnässt, nur weil das Starensemble aus München gegen den sympathischen kleinen Underdog aus Wolfsburg doch glatt mal ein Spiel verliert und dann auch gegen die wurstige Truppe aus Gelsenkirchen nicht gewinnen kann, dann läuft irgendwas fundamental falsch in der Liga. Um es mit Occupy Wall Street zu sagen: Das wird immer mehr zu einem Duell zwischen den 1% hier und den 99% dort, und die leidlich spannenden Fragen einer jeweiligen Saison werden die nach den Plätzen 2 bis 18 sein.

Da machen die neuesten Schwachsinnspläne, die Spieltage für die Fernsehkohle noch weiter zu zerfleddern, kaum noch Sorgen. Für Langeweile ist eh gesorgt, wenn der Deutsche Meister jeweils schon vor Ostern die Eier unter das Festgeldkonto gelegt bekommt. Dunkle Zeiten.