Wie man mit einer B-Elf den FC Bayern besiegen kann

Tim 6. Februar 2014
Spielszene FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt

Stell Dir vor, der FC Bayern spielt und keiner fährt hin. Damit wäre die Anziehungskraft und vermutlich auch Vormachtstellung des Münchner Rekordmeisters mit einem Schlag dahin.

Armin Veh hat ein Zeichen gesetzt. Als seine Eintracht aus Frankfurt letztes Wochenende in der Münchner Allianz Arena antreten musste, schonte er mit Sebastian Rode und Carlos Zambrano zwei seiner besten Spieler – sie traten die Reise nach München gar nicht erst an. Veh sah sich deshalb dem Vorwurf ausgesetzt, er hätte nur eine B-Elf auf den Platz geschickt.

“Der eine hat vier und der andere neun Gelbe Karten. Ich wäge das schon ab, weil das Spiel dann gegen Eintracht Braunschweig – gegen einen unmittelbaren Konkurrenten – schon einen anderen Stellenwert hat.”

Armin Veh, Trainer von Eintracht Frankfurt

Ligakrösus enteilt finanziell der Konkurrenz

Wer will es Veh verübeln, dass ihm aufgrund der Übermacht des FC Bayern das Auswärtsspiel weniger wichtig ist als das nächste Heimspiel gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten?

Die Übermacht des FC Bayern ist inzwischen so groß, dass nicht nur Eintracht Frankfurt sondern ein Großteil aller Bundesligavereine nicht davon ausgeht, in den Spielen gegen die Münchner Punkte mitzunehmen. Thomas Schneider, Trainer vom VFB Stuttgart, bezeichnete selbst das Heimspiel gegen die Bayern als “ein Bonusspiel” – also ein Spiel, dass er in seiner internen Punktekalkulation überhaupt nicht berücksichtigt.

“Geld schießt keine Tore” heißt es in der Fußballromantik. Doch in der Realität sieht es leider etwas anders aus. Über 400 Mio. EUR Umsatz hat der FC Bayern in der Saison 2012/2013 gemacht. Das sind knapp 100 Mio. EUR mehr als sein engster Konkurrent Borussia Dortmund und rund viermal soviel wie solvente Clubs wie der VFB Stuttgart oder Borussia Mönchengladbach an Umsatz aufweisen können. Kleinere Vereine wie der SC Freiburg oder der FC Nürnberg sind noch weiter von den Möglichkeiten des FC Bayern entfernt. Sie müssen mit Einnahmen im mittleren achtstelligen Bereich den Konkurrenzkampf mit Goliath bestehen. Dass David dabei siegt – und sei es nur in einem Spiel – wird immer unwahrscheinlicher.

Schere droht weiter auseinander zu gehen

Es zeichnet sich ab, dass sich dieser Trend fortsetzt. Die Bayern treiben ihre Finanzen auf immer neue Spitzen, während sie einen Titel nach dem anderen abräumen. Selbst Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, wird bange, wenn er daran denkt, dass sich die Dominanz des Rekordmeisters verfestigen und welche Auswirkungen dies auf die Attraktivität der Bundesliga haben könnte. Vorsichtshalber verweist er schon einmal darauf, dass das Titelrennen nicht alles sei und der Bundesliga dafür doch in der aktuellen Saison ein besonders spannender Abstiegskampf bevorstünde.

Erfordert eine extreme Entwicklungen radikale Maßnahmen?

Die Bundesligakonkurrenz kann nur machtlos zusehen und achtvoll klatschen. Oder doch nicht nur? Was wäre denn, wenn man das Frankfurter Exempel einmal weiterdenken würde. Anstatt nur zwei Stammspieler zu schonen, reisen die Clubs gleich mit einer echten B-Elf zum Auswärtsspiel nach München, zum Beispiel mit der U23. Dies wäre nicht nur ein deutliches Zeichen, dass bei Fortsetzung der aktuellen Entwicklung eine Spaltung der Bundesliga droht. Es würde den FC Bayern auch ins Mark treffen. Denn welcher Münchner würde dann noch ins Stadion gehen, wenn man keinen Spieler des Gegners kennt und ohnehin klar ist, dass der Gast mit 10:0 aus dem Stadion gefegt wird. Dann würde sich das Dauerkarten- und Schön-Wetter-Fan-Problem der Münchner noch einmal steigern und Karl-Heinz Rummenigge kann die Eintrittskarten demnächst auf Münchner Viktualienmarkt zum Ramschpreisen feilbieten. Es wäre spannend zu sehen, wie der Vorstand des FC Bayern dann über seine Forderungen nach (noch) größeren Anteilen an den Fernsehgeldern denken würde.

Und wenn Armin Veh beim nächsten Mal selbst die B-Elf lieber für das anstehende Match gegen die SpVgg Neckarelz schonen will, könnte er ja auch überlegen, gar nicht in München anzureisen. Laut DFB-Rechts- und Verfahrensordnung wird ein solches Spiel mit 0:2 verloren bzw. 2:0 für den Gegner gewertet. Das wären immerhin drei Gegentore weniger als die Eintracht zuletzt in München kassiert hat. Und wer weiß, welche Rolle das Torverhältnis im Abstiegskampf noch spielen wird.