Derby an der Davidtreppe: Die Fußballfarben Hamburgs

Nils 18. April 2023

Wer beim Bummel auf der Reeperbahn vom Millerntor kommend das Ende des Spielbudenplatzes erreicht, steht vor der wohl bekanntesten Polizeiwache Deutschlands. Das für Hamburg typische rote Backsteingebäude des Polizeikommissariats 15 war Schauplatz diverser Filme und Serien und ist besser bekannt als “Davidwache”.

Weniger bekannt als die Davidwache ist das Schauspiel, das die Ultras des Hamburger SV und des FC St. Pauli in schöner Regelmäßigkeit im Schatten der Davidwache darbieten. Wenn man am Hause der Gesetzeshüter vorbei in die namensgebende Davidstraße in Richtung Elbe abbiegt, erreicht man nach wenigen hundert Metern Kopfsteinpflaster die Davidtreppe, die von hier aus mit ihren 54 Stufen steil in Richtung Elbufer abfällt und einen spektakulären Blick auf Hafen und Elbphilharmonie bietet.

Gefühlt wöchentlich wechseln die Farben der Treppe von Streifen in braun, weiß und rot zu Streifen in schwarz, weiß und blau. Ganz ohne LEDs und anderen technischen Schnickschnack, sondern in reiner Handarbeit.

Vom HSV-Blau in der Adventszeit zum Braun des FC St. Pauli zu Weihnachten 2022…

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…und nach mehreren, zwischenzeitlichen Wechseln erneut zu den etwas fadenscheinigen Farben des FC St. Pauli am Frühlingsanfang 2023 und wieder zurück zum HSV kurz vorm saisonentscheidenden Derby am kommenden Freitag:

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Vermutlich verfügt die Davidtreppe inzwischen über eine dickere Lackschicht als die Golden Gate Bridge, die fast permanent neu gestrichen werden muss. Ein beeindruckender Einsatz der beiden Ultra-Gruppen!

Man könnte meinen, dass dieser Ort im Herzen von St. Pauli eigentlich Hoheitsgebiet des braun-weißen Stadtteilclubs sein müsste, aber so klar sind die fußballerischen Grenzen der Stadt tatsächlich nicht gezogen. Eine der bekanntesten HSV-Kneipen ist der Sportpub Tankstelle auf dem Kiez, St. Pauli-Fahnen und -Aufkleber findet man inzwischen überall in der Stadt von Othmarschen bis Reinbek, Kiez-Legende Kalle Schwensen ist Stammgast im Volksparkstadion und die Punks sind sowieso schon längst zu Altona 93 abgewandert.

Hamburg ist nicht schwarz oder weiß beziehungsweise braun oder blau, sondern eine lebhafte, bunte Mischung – so wie die Davidtreppe auf St. Pauli.