FIFA lässt Arbeitnehmerrechte einschränken
Gestern Abend lief in der ARD die viel beachtete Dokumentation “Die Story im Ersten: Der verkaufte Fußball” über die Machenschaften der FIFA und ihres Sonnenkönigs Sepp Blatter. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung war sicherlich kein Zufall, Ende Mai steht die Wiederwahl Blatters als FIFA-Präsident an. Blatter geriert sich bei seinen Wahlkampfterminen in abgeschotteten Luxus-Resorts gerne wie ein Staatschef. Er sei der einzige Mensch, der in jedem Land der Welt persönlich vom Staatschef empfangen werde und predigt sinngemäß selbstherrlich entrückt: Wir sind die größte Familie der Welt, größer als China mit 1,3 Mrd Menschen. Lasst uns mehr Frieden in die Welt bringen.
Der Erfolg Blatters bei der anstehenden Wahl des FIFA-Präsidenten ist so DDR-Staatsratsmäßig sicher, dass man getrost schon von der Wiederwahl sprechen kann. Grund dafür ist vor allem sein großer Rückhalt im FIFA-Kongress, in dem jeder Nationalverband eine Stimme hat und insbesondere die kleinen Nationen voll hinter Blatter stehen. Könnte daran liegen, dass auch die kleinsten Mitgliedsverbände laut Doku mit mindestens einer Viertelmillion Euro pro Jahr bedacht werden. Die FIFA kann es sich leisten, denn als rechtlich “nicht gewinnorientierter Verein” mit einem Jahresumsatz in Milliardenhöhe muss sie in der Schweiz keine Steuern zahlen. Großherzig zahlte die FIFA im letzten Jahr sogar freiwillig 17 Millionen Franken Steuern – nur ein kleiner Teil der Rekordgewinne durch die WM in Brasilien.
All das waren eher noch harmlose Aspekte aus der Doku, die ein so skandalöses Bild der FIFA und von Blatter zeichnet, dass man am Ende nicht mehr weiß, ob man lachen oder weinen soll. So berichtet z.B. die frühere Pressechefin des Bewerbungs-Komitees, Phaedra Almajid, dass drei Personen jeweils 1,5 Millionen Dollar für ihre Stimme pro Katar erhalten haben sollen. Einer davon ist Vize-Präsident der FIFA Issa Hayatou, hier rechts neben Blatter. Als Blatter auf die zwielichtige Vergangenheit Hayatous angesprochen wird, tut er die Frage nur als “ekelhafte Erklärung” ab und faselt etwas von fair play.
Wer noch mehr wirklich Ekelhaftes über die FIFA erfahren möchte, sollte sich die Doku “Der verkaufte Fußball” in der ARD-Mediathek anschauen (noch bis zum 11. Mai verfügbar).
Eine Methode der FIFA sei am Ende noch erwähnt, die nur noch als schlichtweg boshaft bezeichnet werden kann: Anstatt bei der Vergabe der Weltmeisterschaften an Russland und Katar einen Mindeststandard für Arbeitsbedinungen beim Stadionbau herauszuverhandeln (im Sinne von “wir bringen Gutes in die Welt”), hat sich die FIFA vertraglich die Einschränkung von Arbeitnehmergesetzen zusichern lassen. In Russland wurde dies bereits mit einem “FIFA-Gesetz” umgesetzt, in Katar war dies vermutlich garnicht nötig. Die Profitgier der FIFA kennt keine Grenzen.
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