Martin Ødegaard bei Real Madrid: Ist der Hype berechtigt?

Jan 10. Februar 2015
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Nachdem Martin Ødegaard bei allen ganz großen Clubs Europas vorspielen durfte, machte letztendlich Real Madrid das Rennen und nahm den 16-Jährigen unter Vertrag.

Der Transfer sorgte auch in Deutschland für Schlagzeilen, was auch daran liegen mag, dass Ødegaard noch sehr jung ist. Sogar von “Kinderhandel” wird  manchmal gesprochen. Allerdings sind Transfers in diesem Alter auch keine ganz große Besonderheit mehr, so dass man sich schon fragen kann, was bei Ødegaard so besonders ist.

In Norwegen ist es jedenfalls DAS Sportthema der letzten Monate, das selbst den sonst so populären Wintersport oder Schachweltmeister Carlsen zu verdrängen scheint. Hier eine Beobachtung direkt aus Drammen, der Stadt von Ødegaards Heimatverein:

Norwegen ist mit nur ca. 5 Mio. Einwohnern ein kleines Land. Der durchaus ausgeprägte Nationalstolz definiert sich oft durch Helden im Sport, immer mit dem Tenor: “Das kleine Norwegen erreicht tatsächlich die Weltspitze in einer Sportart.” Sportler, die internationale Erfolge erreichen, werden so schnell unsterblich. Ein gutes Beispiel, wenn auch vielleicht ein etwas hinkender Vergleich, weil es sich hier tatsächlich um einen der erfolgreichsten Olympioniken überhaupt handelt,  ist Ole Einar Bjørndalen, dem sogar eine Statue in seinem Haimatort gebaut wurde.

Vor diesem Hintergrund lässt sich vielleicht verstehen, warum ein 16-Jähriger Junge schon vor seinem Transfer zu Real Madrid in Norwegen Kultstatus erreicht hat. Er ist zweifellos ein großes Talent, das gerade wegen seines noch jungen Alters plötzlich alle Rekorde einstellt: Jüngster Torschutze in der Tippeliga, jüngster Spieler der in einer Euro-Quali usw. Wäre er ein Jahr älter gewesen, hätte es diese Rekorde nicht gegeben, aber wäre der Hype trotzdem ähnlich?

Vermutlich schon, denn die Art und Eleganz, wie der Junge mit etablierten erwachsenen Spielern auf dem Feld Katz und Maus spielt, ist tatsächlich sehenswert – wenn auch bisher “nur”  in der relativ schwachen Tippeliga und bei einem Länderspiel gegen Afghanistan.

Was sagt Martin dazu? Nicht viel. Bereits die Probetrainings-Tournee bei ManU, Bayern, Barcelona und eben Real Madrid spulte er zusammen mit seinem Vater erstaunlich unaufgeregt ab. Für Aufgeregtheit sorgte vielmehr die Presse, die stets dicht auf den Fersen war und permanent für neuen Spekulationsstoff und Fotos im Überfluss sorgte.

Am Ende machte dann Real Madrid das Rennen und selbst die Abendnachrichten des öffentlich-rechtlichen NRK berichteten von Pressekonferenz und ersten Trainingseinheiten. Daneben ein 30-minuetiges Portrait, das den Weg von «Marienlyst (Stadion von Strømsgodset) bis Madrid» beschreibt sowie Interviews ohne Ende, in denen sich Ødegaard sehr geschickt und professionell anstellt. Dem Ganzen die Krone aufgesetzt hat nun TV2: Nach langem Tauziehen haben sie sich die Übertragungsrechte an der Segunda division B gesichert, so dass die Spiele der Castilla-Manschaft von Martin live im TV zu sehen sind. Die Buchstabenprobleme von Real Madrid (es gab Schwierigkeiten, ein Ø auf sein Trikot zu drucken) liefern dazu eine schöne Anekdote.

Ob der ganze Hype um Martin Ødegaard vollkommen übertrieben oder in Teilen berechtigt ist, lässt sich heute noch nicht sagen. Der sympathisch besonnene Ødegaard scheint sich davon jedenfalls nicht anstecken zu lassen und freut sich, in der zweiten Mannschaft von Real unter Zinedine Zidane spielen zu dürfen. Und auch wenn es für eine Statue neben Bjørndalen nicht reichen sollte, hat er gute Aussichten auf eine erfolgreiche Fußballerkarriere. Wir sind gespannt und werden wie bereits zuvor von seinem weiteren Weg berichten.