Wünsch Dir was: Gute Vorsätze für die anderen

Tim 30. Dezember 2014

Ein furioses Fußballjahr geht zu Ende. Deutschland ist endlich wieder Weltmeister und der FC Bayern kommt der Unbesiegbarkeit immer näher. Doch nicht alles war so gold-glänzend wie der vierte Stern. Grund genug für die Stehplatzhelden, dem einen oder anderen gute Vorsätze für das neue Jahr ins Notizbuch zu diktieren.

1. Sepp Blatter

Wenn der Schweizer Fußballdespot weiter auf dem Thron der FIFA sitzen bleibt, wird er später als Totengräber des ehrlichen Fußballs und Sportsgeists in die Analen eingehen. Denn wenn der Joseph B. die Macht vor Augen hat, brennen bei ihm alle Sicherungen durch. Deshalb hilft nur ein guter Vorsatz: zurücktreten, Sepp, und zwar schnell!

2. Bundesligateams auf den Plätzen 2 bis 17

In der Hinrunde war es zum Teil unsäglich, wie harmlos und furchtvoll fast alle Mannschaften aufgetreten sind, wenn es gegen den Giganten FC Bayern ging. So feierte man regelmäßig die kleinen Siege: der SC Freiburg freute sich über “nur zwei Gegentore” und selbst Bayer Leverkusen klopfte sich bereits für eine vernünftige Halbzeit mit zweieinhalb eigenen Torchancen auf die Schultern. Deshalb unser Appell an alle Teams: Öfter mal an David gegen Goliath und die Moral der Geschichte denken, wenn es gegen den FC Pep geht. Oder wenigstens an Olli Kahns lyrische Worte: “Eier, wir brauchen Eier.”

3. Uli Hoeneß

Dass der autodidaktische Moralphilosoph Uli Hoeneß Wasser predigt und Wein trinkt, haben einige vielleicht vermutet. Dass es sich jedoch gleich um einen ganzen Weinkeller handelte, hat alle überrascht. Bislang zeigte Hoeneß wenig Einsicht und versuchte Sympathien über die Mitleidskarte zu erhaschen. Dumm nur, wenn später wie bei der Posse um den bayrischen Verdienstorden herauskommt, dass er diesen – entrüstet ob der Kritik an ihm – nicht selber, sondern erst auf Druck der bayrischen Staatskanzlei zurückgab. Deshalb unser neunmalkluge Rat an Uli H.: Solltest Du ernsthaft mit dem Gedanken spielen, nach Verbüßen der Haftstrafe wieder eine leitende Funktion im deutschen Fußball einzunehmen, dann leg diese Idee gleich wieder ad acta. Dein Vorsatz sollte es sein, der Öffentlichkeit weitere Doppelzüngigkeit zu ersparen.

4.  Borussia Dortmund

Die Hinrunde des BVB konnte man entweder nur mit Staunen oder Erschütterung wahrnehmen. Wie konnte das Starensemble, das hierzulande über Jahre den attraktivsten Fußball bot, so den Faden verlieren? Selbst Jürgen Klopp schienen teilweise die Worte zu fehlen (was an sich schon eine Kuriosität ist), wenn er die negativen Spielergebnisse seines Teams zu erklären versuchte. Auch er wirkte ratlos. Maßnahmen aus der motivatorischen Mottenkiste wie der Torwartwechsel von Weidenfeller zu Langerak schienen dies zu bestätigen. Dabei liegt auf der Hand, dass die Dortmunder nicht das Fußballspielen verlernt haben, sondern das Ganze nur ein Kopfproblem ist. Heißer Tipp von den Stehplatzhelden: einfach von den “Men in Black” den Geblitzdingst-Faser ausleihen, in der Mannschaftskabine anstellen und die komplette Hinrunde vergessen.

5. Deutscher Sportjournalismus

Als Boris Büchler dem neuen Schalke-Trainer Roberto Di Matteo gute Deutschkenntnisse bescheinigte, berichteten wir erstaunt. Doch auch Wochen nach dem Vorfall sind wir noch nicht komplett darüber hinweggekommen. Steht die schlechte Recherche von Büchler doch sinnbildlich für große Teile der deutsche Sportjournaille, die sich zu oft auf Stammtischniveau bewegt. Wir würden uns wünschen, dass klassische Anforderungen an Qualitätsjournalismus auch in der Fußballberichterstattung wieder wertgeschätzt würden. Und dazu gehört nun mal das A und O: verlässliche Informationen zusammentragen, bevor man etwas veröffentlicht oder ein Interview führt.

In diesem Sinne, ran an die guten Vorsätze im neuen Jahr. Es kann nur besser werden.