TV-Zensur der FIFA bei Flitzern macht die WM noch aalglatter

Nils 27. Juni 2014
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Gestern Abend kurz vor Schluss des letzten Gruppenspiels Deutschlands gegen die USA startete ein Flitzer einen schnellen Sprint zu kurzem Ruhm. Mehr können wir als Zuschauer aus dem alten Europa leider nicht davon berichten, da das Fernsehbild nicht den tollkühnen Unbekannten sondern stattdessen gähnend lang wahllose Tribünenszenen zeigte.

ZDF-Kommentator Oliver Schmidt zu obigem Fernsehbild:

“Was Sie jetzt nicht sehen können: Ein deutscher Flitzer macht sich auf den Weg.”

Aufschlussreicher war der Kommentar im österreichischen ORF. Hier wurde der Zuschauer darüber aufgeklärt, dass die FIFA bei der diesjährigen WM die Regie angewiesen habe, Flitzer nicht im Bild zu zeigen. Man möchte den unliebsamen Störern keine Bühne bieten.

Vermutlich soll das “Wegschauen” der Fernsehkameras auch den Reiz des Flitzens verringern und damit dem durchaus nachvollziehbaren Ziel dienen, solche Unterbrechungen zu verhindern, die durchaus einen Spielablauf stören und damit Einfluss nehmen können. Tatsächlich zu helfen scheint es aber nicht, weil diese WM schon ungewöhnlich viele Hobbysprinter hervorgebracht hat. Man sollte eher am Spielfeldrand besser aufpassen, anstatt die Fernsehbilder zu zensieren.

Die TV-Zensur ist aber nicht nur nutzlos, sie stört auch das Informationsinteresse der Zuschauer: Gerade weil ein Flitzer den Spielfluss beeinflussen kann, wird sein Eingriff Teil des Spiels und sollte berichtet werden.

Vor allem aber ist es immer wieder richtig unterhaltsam, die einsamen Renner, ihre oft strauchelnden Verfolger und das meist unsanfte Ende zu beobachten, bei dem der Gestellte einiges einstecken muss. Liebe FIFA, auch das ist Teil der Fußballkultur!

Leider ist dies nur ein weiteres trauriges Beispiel für die Politik der FIFA, aus jeder WM ein möglichst reibungsloses Event zu machen (dazu auch unser Interview mit Detlev Claussen). Aalglatt und bitte nur mit fahnenschwenkenden Zuschauern auf ihren zugewiesenen Sitzplätzen. Alles schön steril.