Eintracht Braunschweig bundesligareif
Eintracht Braunschweig muss sich in diesen Tagen den Vorwurf gefallen lassen, den Beweis seiner Bundesligatauglichkeit bis dato schuldig geblieben zu sein. Seine Fans müssen das nicht.
0:4. Wieder vier Gegentore. Und das gegen die bislang in dieser Saison wenig überzeugend auftretenden Schwaben des VfB.
Dass aller Anfang in der Bundesliga schwer ist, war den Verantwortlichen des Turn- und Sportvereins Eintracht Braunschweig klar. Dass der Weg auf den ersten sieben Spieltagen so steinig sein würde, hatten sie nicht gehofft.
Braunschweiger Elf blieb bislang hinter den Erwartungen
Die Braunschweiger Mannschaft konnte bislang nicht zeigen, was sie in der vergangenen Aufstiegssaison – mehr noch in der Hin- als in der Rückserie – auszeichnet: Dynamik, Spielfreude, mannschaftliche Homogenität. Und schon übertönen sich die Kritiker, die Eintracht hätte nichts in der höchsten Deutschen Spielklasse verloren. Manche malen ein zweites Greuther Fürth an die Wand. Andere erinnern gar an Tennis Borussia Berlin, immer noch der Negativrekordhalter mit den wenigsten Punkten in einer Saison.
Ob die Braunschweiger ihre Kritiker widerlegen und sich am Ende ins Fäustchen lachen können, das wird man erst deutlich später in der Saison sehen.
Fans sind bereits Erste Liga
Wer allerdings seine Bundesligatauglichkeit bereits unter Beweis gestellt hat, das sind die Fans aus der Löwenstadt. Wie sie ihr Team trotz der Startschwierigkeiten voller Leidenschaft unterstützen, ist beachtenswert.
Zu Hause verwandeln sie das altehrwürdige Eintrachtstadion, das mit seiner Laufbahn bei der Bundesligaeinheitsarchitektur angenehm aus der Rolle fällt, in ein Tollhaus. Und bei Auswärtsspielen wie gegen den Hamburger SV reisen 5.000 bis 6.000 Anhänger mit, um ihre Mannschaft zu unterstützen.
Trotz Problemfans: Eintracht macht Stimmmung
Ja, natürlich ist auch in der Braunschweiger Fanszene nicht alles rosig. Der Club hat Probleme mit rechtsgesinnten Pseudofans, die die Fankurve für Ihre dumpfen Zwecke versuchen zu mißbrauchen. Und auch schlagen die Braunschweiger Fans mit Pyrofackeln ab und zu über die Stränge (Anmerkung: auch wenn die Stehplatzhelden Pyros nicht grundsätzlich ablehnen, dann doch die fahrlässige, die Verletzung Dritter in Kauf nehmende Verwendung). Aber mal Hand auf’s Herz: damit befindet sich der Verein (leider) in unrühmlicher Gemeinschaft mit vielen anderen Proficlubs.
Unter dem Strich kann sich die Bundesliga glücklich schätzen, dass mit Eintracht Braunschweig mal wieder ein Verein mit großer Tradition und über Jahrzehnte gewachsene Fankultur aufgestiegen ist. Hier kann Hoffenheim noch so oft 1899 vor ihren Vereinsnamen schreiben, Emotionen werden dadurch noch lange nicht geweckt. Die Spiele gegen die TSG zählen für viele Fans zu den unattraktivsten Begegnungen der Saison. Nicht zuletzt wegen der fehlenden Fankultur.
Die Braunschweiger Fans haben vorgelegt, nun ist es an der Mannschaft nachzuziehen. 27 Spieltage haben sie noch Zeit.
Ich schaue immer gerne bei euch rein, aber über diesen Artikel kann ich wirklich nur den Kopf schütteln. Knapp eine Woche nachdem eine Gruppe von Eintracht-Fans von den eigenen Fans aus dem Block geprügelt wurde, nachdem Beschimpfungen wie “Antifahure” oder “Judenfotze” durch den Block gebrüllt wurden, kann ich doch nicht allen ernstes einen solchen Artikel verfassen.
Natürlich ist nur ein kleiner Teil der Fans tatsächlich rechts, aber die Geschichte reiht sich ein in die Vorfälle von Aachen oder Düsseldorf, bei denen rechte Gruppierungen gezielt Gruppen aus dem Stadion drängen und Einzelnen vor der Haustür auflauern. DAS wäre ein guter Artikel gewesen und nicht das fast unreflektierte Loblied auf die tollen Braunschweiger Fans.
braunschweig mag ein kleiner pissverein sein, und viele aus unserer heimatstadt pflichten dem ja seit wochen eifrig bei, aber: schön zu sehen, dass noch ein anderer eingefleischter 96-fan die (sowieso nur noch bemühte und zunehmend anstrengende) rivalität rivalität sein lässt und die gestrigen aktionen der breiten mehrheit von btsv-fans gebührend honoriert. denn wahre fans zeigen vor allen dingen eines: bedingungslosen, positiven support. bleibt nur zu hoffen, dass die fans an der hafenstraße trotzdem wenig zimperlich mit den braunen klappspaten in ihren reihen umspringen.
Als Ergänzung dieses ZEIT-Interview mit einem Braunschweiger Ultra:
http://www.zeit.de/sport/2013-09/fussball-ultras-braunschweig-rechtsextremismus
Er sagt, es gebe tatsächlich ein größeres Problem mit rechten Idioten als anderswo:
“Die Braunschweiger Kurve ist nicht braun. Wir haben nie gesagt, dass da nur Nazis stehen. Das würden wir auch niemals sagen. Weil es nicht stimmt. Aber wir finden, dass es eine beachtlich große Zahl an rechten Hooligans und an Nazis gibt. Leider wissen viel zu wenige Leute über deren Aktivitäten Bescheid.”
Einigkeit dürfte dahingehend bestehen: Der ausdauernde Support trotz herber Niederlagen ist stark, der Nazimist muss aber weg so schnell es geht. Hier sind Verein und Fanorganisationen gefragt.
Ich finde der Autor hat die Situation im Kern ganz zutreffend beschrieben. Hierzu auch eine Stellungnahme eines Fanclubs von Eintracht:
http://www.webloewen.de/texte/Stellungnahme_Web-Loewen_Gegen_Rassismus_und_Nazis_20131001.pdf
und hier noch ein aktuelles interview zur lage hinterher: http://www.spiegel.de/sport/fussball/eintracht-braunschweig-interview-mit-voigt-zu-ub-01-a-926035.html
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