Biografie von Peter Neururer: Zeitreise durch 25 Jahre Bundesliga

Tim 1. Mai 2013

Es gibt Trainer, die tauchen im Profifußball auf und verschwinden wieder, ohne Spuren zu hinterlassen. Und es gibt Peter Neururer.

Buch: Biografie von Peter Neururer

Buch: Biografie von Peter Neururer

Viereinhalb Jahre hat Neururer darauf warten müssen, wieder auf der Bank in einer der beiden höchsten Deutschen Spielklassen zu sitzen. Bis sich Anfang April der VFL Bochum, in akuter Abstiegsgefahr befindend, an seinen ehemaligen Erfolgstrainer erinnerte und in ihn den letzten Rettungsanker erkannte.

Viereinhalb Jahre, die Peter Neururer wie eine Ewigkeit vorkamen. Genug Zeit, um das bis dato Erlebte Revue passieren zu lassen und in Erinnerungen zu schwelgen. Ende letzten Jahres erschien die Biografie des Wahlgelsenkircheners:

„Peter Neurer – Aus dem Leben eines Bundesligatrainers“.

Sage und schreibe 25 Jahre ist er schon im Haifischbecken Profifußball unterwegs. Und Peter Neururer hat eine Menge zu erzählen.

Das Buch geht chronologisch die einzelnen Stationen seiner Trainerkarriere durch. Beginnend bei Rot-Weiß-Essen, wo Neururer zunächst Co-Trainer, später dann Cheftrainer war. Anhand der weiteren Stationen wie Alemania Aachen, Schalke 04, Hertha BSC, Hannover 96, 1. FC. Köln oder dem VFL Bochum schildert das Buch die Aufs und Abs einer Trainerkarriere. Gibt Einblicke in die Kuriositäten der Branche oder die Eigenschaften Ihrer Protagonisten. Natürlich gefärbt durch die subjektive Wahrnehmungen des Menschen Peter Neururer.

Die Medien veränderten sich – und den Fußball

Interessant ist insbesondere der Bedeutungswandel der Medien in den letzten drei Jahrzehnten. Waren sie in Neururers Anfangszeit eher Hintergrundrauschen, so bekamen die Medien spätestens mit dem Einstieg des Privatfernsehens in die Fußballübertragung eine prägende Wirkung.

Per Porsche zum Arbeitsamt

Als mediale Einschnitte in Peter Neururers Leben stechen im Buch vor allem zwei Momente heraus. Zum einen die Fernsehbilder von ihm als „wandelnde Littfasssäule“, als er noch rauchend, in quietsch-bunten und von oben bis unten mit Werbestickern übersäten Blousonseidenanzügen samt Baseball-Kappe am Spielfeldrand stand und damit das von den Medien gezeichnete Bild des „Proletentrainers“ bediente. Zum anderen die Szene, als Neururer in einer beschäftigungslosen Phase in seinem Porsche beim Arbeitsamt vorfuhr, um sich arbeitslos zu melden. Eine Provokation, nicht nur in den damals wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Peter Neururer, der Medienprofi

Die Reaktionen auf beide Szenerien haben Neururer nicht kalt gelassen. Er hat erkannt, dass die veränderte Medienlandschaft auch von ihm Anpassung erfordert. Da Neururer schon immer wortgewandt war, hat ihn dies nicht vor unüberwindbare Schwierigkeiten gestellt. Andere sind an der neuen Medienwelt dagegen gescheitert.

Den Leser erwarten in der Biografie außerdem eine Menge Anekdoten. Wiedergegebene Dialoge mit Spielern, die wohl eher nicht den Pisa-Test bestehen würden. Oder auch der pragmatische Umgang mit einem nervigen „Kölner Express“-Journalistens im Trainingslager auf Norderney sorgen beim Lesen für den ein oder anderen Schmunzler. Auch finden sich einige hübsche Fotos in dem Buch, die Peter Neururer meist privat zeigen und eins zu eins aus Mutter Josefas Familienalbum stammen könnten.

Fazit: Leichter Stoff, interessant zu lesen

Insgesamt ist die von Thomas Lötz geschriebene Biografie kein Kandidat für den Pulizer-Preis, muss sie aber auch nicht. Sie lässt sich leicht „weg lesen“, macht Spaß und eröffnet dabei äußerst spannende Einblicke in den Profifußballzirkus. Gerade weil manche Beschreibungen in dem Buch subjektiv eingefärbt wirken, macht es sie authentisch. Denn fast immer hat man dabei das Gefühl, als sitze einem gerade Peter Neururer höchstpersönlich gegenüber und schwadroniere selbst aus seiner bunten Trainervergangenheit.

Der VFL Bochum steht mittlerweile nicht mehr auf einem Abstiegsplatz in der 2. Liga. Die Mannschaft hat drei Partien in Folge gewonnen, nachdem Peter Neururer das Ruder übernommen hat. 25 Erfahrung im Profifußball scheinen also nicht ganz wertlos zu sein.