Maßlos: HSV-Edelfan Kühne fordert Fan-Anleihe für van der Vaart

Nils 14. Juli 2012

Was in England bereits gang und gäbe ist, erreicht nun auch zunehmend die Bundesliga: Private Investoren suchen sich Profi-Vereine als neue Spielzeuge. Dietmar Hopp brachte seinen Dorfverein in die Bundesliga und der Red Bull Boss hat sich Leipzig als optimalen Standort für sein neues Fußball-Unternehmen ausgesucht. So weit, so bekannt.

Gerade bei Vereinen, die mal wieder weniger Erfolg als erhofft haben, ist das Begehren nach einem solchen Erlöser oft groß, hauptsache es geht wieder aufwärts, gesucht wird ein “Deus ex machina” für die Rückkehr ins internationale Geschäft.

Auf so einen Erlöser warten zur Zeit auch alle HSV-Fans, allerdings vordergründig nur in Person eines Spielers: Wie in jedem Sommer wird eine Rückkehr von Raffael van der Vaart herbeigesehnt. Zu diesen Fans zählt auch Klaus-Michael Kühne, der jedoch nicht bloß hoffen und beten, sondern den Transfer mit einer erheblichen Zuzahlung aus seinem Privatvermögen mitverwirklichen möchte.

Auf den ersten Blick ein lukratives Angebot für den klammen Hamburger SV, der gerade den Entwurf eines neuen Ausbildungszentrums vorgestellt hat, das mit Hilfe einer Fan-Anleihe finanziert werden soll. Ein lobenswertes Projekt, das auf Nachhaltigkeit setzt und eine maßvolle Beteiligung der Fans ermöglicht und damit weitere Bindung schafft.

Herrn Kühne geht das alles aber nicht schnell genug. Er hat sich nun mit einem eigenen Modell an die Öffentlichkeit gewandt und fordert:

Mit van der Vaart zur Spitze
Unter diesem Motto möchte Klaus-Michael Kühne seiner Heimatstadt und insbesondere seinem Lieblingsverein HSV dazu verhelfen, dass Rafael und Sylvie van der Vaart recht bald in die Hansestadt zurückkehren.
„Ohne einen erstklassigen Mittelfeldregisseur wird es dem HSV nicht gelingen, in die Spitzengruppe der Bundesliga aufzusteigen und sich dort zu behaupten.” sagt Kühne, „mit van der Vaart hätte der HSV nach einigen bitteren Jahren endlich die Perspektive, zu einem Spitzenclub heranzureifen und an den Wettbewerben im europäischen Fussball teilzunehmen.”
Kühne hat der Vereinsführung des HSV u.a. vorgeschlagen

      den Erlös aus dem Verkauf des Spielers Guerrero in die Verpflichtung von van der Vaart zu investieren; Kühne ist an dem Verkaufserlös beteiligt und bereit, seinen anteiligen Verkaufserlös zur Verfügung zu stellen.
      die mehr als 60000 Vereinsmitglieder zu bitten, sich ebenso wie er an der Finanzierung der van der Vaart Verpflichtung und seinen laufenden Kosten zu beteiligen. Wäre jedes Vereinsmitglied mit Beträgen zwischen 50 und 200 Euro dabei, könnten einige Millionen Euro zusammenkommen.
      private Geldgeber zu finden, die in grösserem Umfang finanzielle Beiträge zur Verpflichtung von van der Vaart leisten
    durch Umschuldung der Finanzierung des ehemaligen Volksparkstadions eine zusätzliche Liquidität zu schaffen, die für die Verpflichtung des Spielers und seine laufenden Kosten bereitgestellt werden.

„Vorausgesetzt, dass der HSV diese und andere Initiativen ergreift, um die nicht einfache Finanzierung der van der Vaart Verpflichtung zu ermöglichen, bin ich bereit, über mein bisheriges Engagement bei mehreren HSV-Spielern hinaus eine massgebliche Summe beizusteuern.” unterstreicht Kühne. „Ich appelliere an die Vereinsverantwortlichen, schnell und konsequent zu handeln, damit zu Beginn der neuen Bundesligasaison der Spielmacher van der Vaart dem HSV zu neuem Glanz verhelfen kann.”

Wer bisher noch als Romantiker abgetan wurde, wenn er sich kritisch gegenüber Einflüssen von aussen durch Investoren geäußert hatte, darf sich nun bestätigt fühlen: Hier versucht jemand ganz unverhohlen in die Vereinspolitik einzugreifen, allein mit seinem Geld, ohne jegliches Mandat. Und die einzelnen Mitglieder sollen auch noch was dazugeben, um die ohnehin irrwitzigen Transfersummen noch weiter zu befeuern. Die Investition in ein Ausbildungszentrum scheint ihm eher ein Dorn im Auge zu sein.

Das Kühne-Konzept wäre als intern behandelter Vorschlag zumindest diskutabel gewesen, auch wenn die Finanzierung eines Spielertransfers mit Sonderzahlungen der Mitglieder die Grenze des guten Geschmacks überschreitet. Aber ein solcher Vorstoß über die Presse, der die Vereinsführung unter Druck setzen soll, ist indiskutabel und darf auf diese Weise nicht durchkommen, auch wenn der HSV einen maßvollen Unterstützer gut gebrauchen könnte.