Die Schweizer Fussball-Nati im Morgenrot

Thomas 9. September 2016
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EURO-2016-Sieger-Besieger! Und dies gleich mit 2:0! Die Schweizer überraschten diese Woche mit einem beeindruckenden Sieg gegen Portugal in der WM-Quali. Der nächste Entwicklungsschritt dieser Mannschaft steht nun bevor: Die Schweizer Nati wird  zur erweiterten Weltspitze im Fussball aufschliessen – zu Recht!

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Die Wolken verziehen sich, Morgenröte macht sich breit: Das Matterhorn.

Weltpokalsiegerbesieger! Dieser Begriff ist unvergessen und eng verbunden mit dem FC St. Pauli. im Februar 2002 besiegte der Kiez-Club völlig überraschend die Bayern. Man druckte Fan-T-Shirts mit dem Begriff, verkaufte sie hunderttausendfach. Und stieg wenig später in die 2. Bundesliga ab. Anders die Schweizer Nati: Die Freude über den Überraschungssieg gegen Portugal ist gross, die Euphorie allerdings nicht ausufernd. Und Geschäfte macht man damit schon gar nicht. Im Gegenteil: „Die Füsse auf dem Boden lassen,“ befiehlt Vladimir Petkovic. Der schweizerisch-kroatische Trainer spricht kaum deutsch und sonderlich beliebt ist er auch nicht im Land. Doch er wird erfolgreich sein. Sehr erfolgreich. Spätestens im Jahr 2020 steht die Schweizer Nati in einem Halbfinale eines grossen Turniers. Das sind die fünf Gründe dafür:
  1. Die Mannschaft besteht mittlerweile ausschliesslich aus Legionären: Alle Schweizer Spieler, die eingesetzt wurden, spielen im Ausland, die meisten bei grossen Clubs und damit nicht mehr in der bescheidenen Super League – nicht mal beim FC Basel, nein: Sie sind in England, Deutschland, Italien, Frankreich und in der Türkei Zuhause.
  2. Granit Xhaka entwickelt sich zum grossen Mittelfeldstrategen der Schweizer: Er wird gerne als „Grossmaul“ verschrien, verschoss den entscheidenden Elfmeter an der EM gegen Polen und hat kein sonderlich gutes Image. Nanu: Xhaka ist einfach selbstbewusst, ruhig, reif, technisch versiert und verleiht der Mannschaft enorme Stabilität und Kraft. Man wird in Zukunft noch viel von Xhaka hören – bei Arsenal und in der Nati.
  3. Die Schweizer neu ganz abgeklärt: Bei der WM 2014 gegen Argentinien knapp in der Verlängerung gescheitert. An der EM 2016 gegen Polen im Elfmeterschiessen versagt. Nun aber war der Auftritt voller Besonnenheit und Stärke. Von Nervosität keine Spur. Im Gegenteil: Die zahlreichen Spieler mit Hintergrund aus Ex-Jugoslawien verleihen der Mannschaft eine Abgeklärtheit, die ihr gut tut.
  4. Siege gegen grosse Mannschaften gab es schon immer. Würde im Fussball der Weltmeister nach dem gleichen Prinzip ermittelt wie im Boxen – nämlich indem man den amtierenden Weltmeister besiegt – dann wäre die Nati schon 7 Mal Titelträger gewesen: 1939 (für 2 Spiele), 1941 (1), 1942 (2), 1945 (1), 1970 (2), 1985 (5) und 1994 (1). Inoffiziell hielt die Schweiz damit während 1124 Tagen den inoffiziellen Weltmeistertitel inne.
  5. Die Schweiz im Morgenrot: “Trittst im Morgenrot daher/ Seh’ ich dich im Strahlenmeer“ so lauten die ersten Worte der  Nationalhymne, dem Schweizer Psalm. Singen kann dieses Lied in der Schweiz kaum ein Spieler. Egal: Das Morgenrot steht für Aufbruch und Hoffnung, in der Traumdeutung für  Erlösung. Wer weiss, vielleicht gelingt in naher Zukunft wirklich mal ein ganz grosser Exploit!

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