Man hört es immer wieder: So richtig reißt mich diese Fußball Europameisterschaft nicht vom Hocker. Mich packt es einfach nicht. Oder wie es Micky Beisenherz etwas knackiger auf stern.de formuliert hat:

“Die EM ist – ich versuche, das jetzt mal diplomatisch auszudrücken- ein ausgesprochenes Kackturnier (schade, aber ich hab´s versucht).”

Als Gründe für die große EM-Enttäuschung kann man – zumindest aus deutscher Sicht – eine Art Kater nach dem Freudenfest 2014 in Brasilien anführen, aber darüber hinaus lassen sich auch allgemeingültige Gründe finden:

• Der neue Modus mit dem Weiterkommen der 4 von 6 Drittplatzierten reduziert die Spannung der Vorrunde auf ein Minimum
• 3/4 der Teams versuchen sich durch eine destruktive Kontertaktik zum Weiterkommen als Zweiter oder Dritter zu mauern
• Das verbleibende Viertel sieht gegen diese Gegner auch nicht gut aus, selbst von den eher positiven Erscheinungen wie Spanien, Belgien, Italien und auch Deutschland überzeugt keiner so richtig

Soweit, so schlecht. Leider kommt die eigentlich schlechte Nachricht erst jetzt: Ein Ausblick auf die nachfolgenden Turniere lässt keine Besserung erhoffen. Ganz im Gegenteil. In zwei Jahren steht die WM in Russland an. Generell dürften Weltmeisterschaften reizvoller als Europameisterschaften sein, aber freut man sich aus der EM 2016 heraus wirklich auf eine WM 2018 im Land des organisierten Dopings und der berüchtigsten Hooligans?

Dann folgt die auf ganz Europa verteilte EM 2020. Der für die jetzige Langeweile verantwortliche EM-Modus dürfte bleiben und das Aufkeimen einer Turnierstimmung wie 2006 oder 2014 wird ohne Gastgeberland ganz ausbleiben. Der wahre Tiefpunkt am Boden der Belanglosigkeit wird aber erst bei der WM 2022 in Katar erreicht sein, mit dem Finale kurz vor Weihnachten. Korruption war der einzige Grund, eine WM in der sprichwörtlichen Fußball-Wüste auszurichten.

In einer düsteren Grafik zusammengefasst sieht die Entwicklung der gefühlten WM/EM-Freude von der EM 2000 bis zur WM 2022 auf einer Skala von 0 bis 10 so aus (zum Vergrößern klicken):

Natürlich ist das eine höchst subjektive Wahrnehmung und es wäre schön, wenn eine allgemeine Umfrage optimistischere Einschätzungen liefern würde. Andererseits muss die Stimmung vielleicht erst ernsthaft kippen und Sponsoren müssen abspringen, damit FIFA und UEFA merken, dass sie auf einem vollkommen falschen Kurs sind.

Hoffentlich ist bald wieder Bundesliga.