Jorge Valdano über das Erbe von Pep Guardiola beim FC Bayern

Nils 29. Mai 2016
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So richtig warm geworden ist keiner mit Pep Guardiola während seiner drei Jahre beim FC Bayern. Weder die deutsche Sportjournaille noch die Verantwortlichen des FC Bayern selbst. Zu unnahbar wirkte der Katalane für den Club der trotz Weltruhms großen Wert auf eine heimelige, persönliche Atmosphäre legt. So pflegte Präsident Hoeness stets ein sehr enges Verhältnis zu seinen Angestellten, versuchte sie sogar vor dem Knast zu bewahren (Breno), bis er dann selbst drin saß. Und auch der Presse wurde das ständige “super, super, super” bald zu langweilig. An Pep kam keiner so richtig ran.

Dementsprechend fiel auch das kollektive Abschlusszeugnis für Pep Guardiola eher unterkühlt aus. War ja alles ganz schön und gut, aber koan Henkelpott, koan Triple, kann man besser machen.

Real Madrid Legende Jorge Valdano zeigte im heutigen SZ-Interview wenig Verständnis für diese verhaltene Bewertung von Guardiolas Erbe beim FC Bayern. Er sieht die Bayern durch den dank Pep einstudierten Kombinationsfußball “in einer anderen globalen Dimension”. Den wahren Grund für das nüchterne Verhältnis bringt er wie folgt auf den Punkt:

“Vielleicht wirkt Pep kühl, weil er sich nicht gemein macht mit der Spektakularisierung des Fußballs, weil er keine Interviews gibt. Aber sein Fußball ist doch nicht kühl!”

Vielleicht passt der Schwerpunkt auf der Schönheit des Spiels aber auch einfach nicht zum FC Bayern, bei dem stets nur der Erfolg zählt, auch wenn er ohne Eleganz erreicht wird. Dieser These folgend dürfte Carlo Ancelotti der deutlich passendere Trainer sein als Pep. Und für alle Nicht-Bayernfans wird es zum Glück auch wieder leichter, sich über dreckige 1:0 Siege der Bayern aufregen zu können.