Das neue FIFA-Museum in Zürich – eine ganz saubere Sache

Thomas 10. Mai 2016
Letzten Montag soll sich der Vorfall ereignet haben. Eine offizielle Bestätigung wird man dafür nicht erhalten. Es könnte also auch eine Woche früher gewesen sein. Oder zwei. Auf jeden Fall war es Montag. Das nigelnagelneue FIFAMuseum an der Seestrasse 27 in Zürich ist immer montags geschlossen. Doch für einen Besucher machte Stefan Jost, Managing Director des Hauses, eine Ausnahme: Spp Blatter schaute vorbei! Der vom Hof gejagte FIFA-Präsident gondelte darum auf der Rückbank seiner Limousine von Zürichberg runter in die Stadt. Das Gefährt wird notabene noch immer vom alten Arbeitgeber bezahlt  – inklusive Chauffeur versteht sich. Stefan Jost, der früher für Lindt & Sprüngli in aller Welt Schweizer Schoggi vermarketet hatte, soll dem Sepp einen Brief verfasst haben. Ungefährer Wortlaut: “Sehr geehrter Herr Blatter, in Absprache mit der Rechtsabteilung der FIFA und den bösen Strafverfolgern aus Amerika möchte ich Sie gerne einladen: Kommen Sie in das neue Museum. Wer hat’s erfunden?  Sie, natürlich! Darum möchte ich Ihnen gerne eine Führung offerieren. Bis 2024 dürfen Sie zwar auf diesem Planeten kein Fussball-Stadion betreten oder an Veranstaltungen der FIFA teilnehmen. Sie dürfen auch nicht mehr Ihr altes Büro am FIFA-Hauptsitz betreten. Aber ins FIFAMuseum, das habe ich abgeklärt, das dürfen Sie! Mit freundlichen Grüssen, Ihr Stefan.”
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Was hat der 79-jährige Blatter im Museum angetroffen? Eine saubere Ausstellung. Sauber, weil alles noch so neu ist und wie nach frischer Farbe riecht. Sauber auch, weil die Ausstellung kein böses Wort über Blatter selbst verliert. FIFA-Skandale werden (noch) nicht thematisiert in diesem Haus. Im Gegenteil: Auf über 3’000 Quadratmeter wird Fußball inszeniert. State of the art – auf Bildschirmen, mit Geräuschen, zum Anfassen und Fühlen. Ein Spektakel, das selbst dem Senior aus dem Walllis die Sprache verschlagen haben soll. Auch britische Journalisten waren angetan vom FIFAMuseum. Bei der Eröffnung Ende Februar twitterte zum Beispiel der Journalist des ziemlich FIFA-kritischen Telegraph: “Hate to say, but this is rather splendid!”

Zürich ist nicht gerade bekannt als Fußballstadt. Beim letzten Stadtderby vor wenigen Wochen zwischen den Grasshoppers und dem FC Zürich haben sich gerade mal 10’000 Zuschauer ins Leichtathletikstadion verirrt. Ein reines Fußballstadion hat Zürich nicht. Das Museum könnte man also als FIFA-Entwicklungsprojekt verstehen. Wohl eher steht der moderne Museumstempel aber in Downtown Zürich, weil der Verband der Stadt ein kleines Geschenk offerieren wollte, die ihrerseits über Jahrzehnte der FIFA Steuerprivilegien gewährt hat. Auf läppische 30 Millionen Franken beliefen sich die Kosten für das Museum.

Sepp Blatter soll mehrere Stunden im Museum verweilt haben. Dann trank er noch einen Cappucino in der hauseigenen Bar namens “1904”. Anschliessend spazierte er gemütlich durchs Quartier Richtung Zürich-See – vorbei an der Vontobel-Bank und am Hotel Baur Au Lac. Saubere Sache, dachte sich Blatter und bestellte mit seinem Handy die Limousine, um den Berg wieder hochzufahren.

Besucher-Infos zum FIFA-Museum finden Sie hier.