Labbadia und Schaaf zeigen Verständnis für Roger Schmidt – Schiri Zwayer im Unrecht?

Nils 26. Februar 2016

Die Bundesligatrainer Bruno Labbadia und Thomas Schaaf haben heute Verständnis für ihren Kollegen Roger Schmidt von Bayer Leverkusen geäußert. Schmidt hatte letzten Sonntag eine Spielunterbrechung provoziert, indem er der Anweisung des Schiedsrichters Felix Zwayer, die Trainerbank in Richtung Tribüne zu verlassen, nicht nachgekommen war.

HSV-Trainer Labbadia in der heutigen Pressekonferenz:

“Ich finde das schon heftig und muss auch sagen, dass ich den Kollegen verstehen kann, dass er sich aufgeregt hat. […] Ich finde nicht, dass der Schiedsrichter so deeskalierend war.”

Ganz ähnlich sagte 96-Coach Schaaf, Schmidt habe zwar

“…etwas falsch gemacht, aber er hat niemanden beleidigt oder tätlich angegriffen. […] Es geht sicherlich auch um Deeskalation, davon kann bei der Spielunterbrechung von Herrn Zwayer nicht unbedingt die Rede sein.”

Thomas Schaaf sieht sogar ein generelles Problem im Umgang der Schiedsrichter mit den Trainern:

“Wir Trainer haben über viele Jahre versucht, durch Gespräche das Verhältnis zu den Schiedsrichtern zu verbessern. […] Wir haben Vorschläge gemacht, wie man die Spielführung zugunsten der Unparteiischen vereinfachen kann. Das wurde fast alles ignoriert.”

Der Vorwurf an Schiedsrichter Felix Zwayer lautet also nicht, er habe mit der Spielunterbrechung eine falsche Entscheidung getroffen. Vielmehr steht sein Führungsstil in der Kritik – und das gleich stellvertretend für alle Bundesligaschiedsrichter, die sich angeblich zu wenig um die Belange der Trainer scheren. Und es ist ja auch etwas dran: Wenn Zwayer direkt zu Roger Schmidt gegangen wäre, um ihm seine Entscheidung zu erklären, hätte die Spielunterbrechung vermutlich vermieden werden können. Dahinter stecken Ansprüche an ein modernes Führungsverhalten: Mehr Kommunikation, Mediation und Konfliktschlichtung.

Aber passt das zum Fußball? Ein Fußballspiel lebt von der Schnelligkeit der Aktionen. Alles was den Spielfluss unterbricht, schadet dem Spiel. Bestes Beispiel ist die Ausführung des umstrittenen Freistoßes, die Trainer erst in Rage und dann in Bredouille brachte. Die Ausführung erfolgte einige Meter entfernt vom eigentlichen Foul und wurde zugunsten des Spielflusses geduldet. Wenn Schiedsrichter dazu gezwungen würden, ihre Entscheidungen stets zu begründen, würde der Spielfluss massiv leiden. Gewiefte Trainer könnten einen Anspruch auf Erklärung sogar dafür missbrauchen, das Spiel gezielt zu unterbrechen.

Man kann der Trainergilde um Labbadia, Schaaf und Schmidt darin zustimmen, dass man die Trainer in ihrer ohnehin schon engen Coaching-Zone nicht übermäßig gängeln sollte. Emotionen und Impulse von der Seitenlinie machen das Spiel interessanter. Aber der Wunsch an die Schiedsrichter, durch mehr Palaver für mehr Deeskalation zu sorgen, geht in die falsche Richtung. Wenn der Schiedsrichter eine Entscheidung getroffen hat, ist sie zu akzeptieren – ohne Wenn und Aber. Über die Leistung des Schiedsrichters kann dann nach dem Spiel genug diskutiert werden, wie von Rudi Völler in seiner unnachahmlichen Art. Aber bitte nicht noch mehr Gelaber auf dem Platz.