Ein Klassiker auf dem Bolzplatz: Der Gegner ist ausgespielt oder ihm fehlt am Ende der Partie einfach die Luft zum Zurücklaufen. Man trabt also mit dem Ball am Fuß auf das verwaiste gegnerische Tor zu und weil es irgendwann zu langweilig ist, den Ball einfach reinzuschieben, macht man sich den Spaß und nickt ihn kurzerhand auf den Knien ein.

Laut Kicker handelt es sich hierbei um alles andere als einen harmlosen Spaß, sondern vielmehr um eine “Demütigung per Kopf”. So jedenfalls die Überschrift im fast schon aufbrausenden Artikel über das Tor von Herman Koné im französischen Pokal. Zu recht habe es wilde Proteste der Gäste-Spieler gegeben “ob dieser unsportlichen Demütigung”:

“Demütigung” wird im Duden als “tiefe Kränkung, Herabwürdigung” definiert. Eine seelische Beeinträchtigung aus dieser Kategorie dürfte wohl kaum ein Gegenspieler Konés verspürt haben. Demütigung ist also Quatsch.

Aber ist so eine Aktion überhaupt als unsportlich einzustufen?

Eine vorwiegend moralische Frage, über die man wohl trefflich streiten kann. Ich meine: Ein regelkonform erzieltes Tor kann nicht unsportlich sein.

Nun kommt natürlich der vom Kicker zitierte Schiedsrichtermanager Helmut Krug mit der Aussage: Dieses Tor hätte nicht zählen dürfen, weil es unsportlich erzielt worden ist. Genauso sei es abzupfeifen, wenn ein Spieler die Rückpassregel durch einen Kopfball im Knien umgeht.

Das scheint mir zweifelhaft, denn wo soll die Grenze sein: Dürfte man den Ball mit der Hacke reinschieben? Mit dem schwachen Linken? Was ist mit dem Strafstoß-Chip in die Tormitte? Der Schütze geht hier immer ein höheres Risiko als nötig ein, dass seine Sperenzchen schiefgehen. Müssen wir ihn davor bewahren und ihn zur effektivsten Handlung zwingen? Ich meine nein! Jedenfalls eine spannende Frage für Collinas Erben.

Als unsportlich würde ich lieber andere Marotten unterbinden wollen, die sich leider inzwischen als anerkannt und “professionell” eingeschlichen haben:

• Ballwegrollen/-festhalten bei Freistoß für den Gegner
• Fouls ziehen
• Rausschleichen bei Auswechslung und Führung
• Vortäuschen von Verletzungen

Exzentrische Späßchen vom Bolzplatz muss man nicht mögen, verbieten muss man sie genauso wenig.