Buch-Rezension: “Den muss er machen” von Alex Raack

Tim 27. Oktober 2015

 Es gibt auf Facebook eine Fanseite “Marcel Reif Kommentarverbot”. Allen Anhänger der Fanseite geht die mitunter selbstverliebte Art Reifs auf den Geist oder sie können es nicht ertragen, dass Reif bei Spielen des FC Bayern seine Leidenschaft für den Club nicht verbergen kann und regelmäßig ins Parteiische abgleitet. Beides ist wohl nicht von der Hand zu weisen.

Was Reif jedoch positiv von vielen seiner Kollegen abhebt ist, dass er nur sehr selten Floskeln des Fußballjargons bemüht. Wenn er es tut, dann meist bewusst und mit Augenzwinkern.

Ausflüge in die Platitüdenwelt des runden Leders

Viele andere Fußballkommentatoren driften dagegen zu häufig in die Platitüdenwelt des runden Leders ab, so dass die Grenze zwischen Sportjournalismus und Stammtisch bisweilen arg dünn wird. Wie oft begegnet einem in der Berichterstattung der “Knipser” (Torjäger, nicht Lichtanschalter), der die (dann wohl offensichtlich doch nicht) “100%ige Torchance” auslässt, weil der maximal durchschnittliche Torhüter mit einer “Weltklasse-Parade” den Ball “aus dem Winkel fischt”. Ein Loddar Matthäus hätte es nicht präziser formulieren können.

“Den muss er machen: Phrasen, Posen, Platitüden – die wunderbare Welt der Fußballklischees”

Für die unter Euch, denen die Phrasendrescherei der Kommentatoren und Moderatoren schon lange den Spaß am Fußballgucken verdirbt, oder aber für diejenigen, die in ihr eher eine Art Sprache-Code mit ganz eigener Lyrik sehen, gibt es jetzt das richtige Buch. In “Den muss er machen: Phrasen, Posen, Platitüden – die wunderbare Welt der Fußballklischees” hat Autor Alex Raack die wichtigsten Begriffe und Formulierungen im Bundesligaalltag zusammengetragen, analysiert und teils in Illustrationen aufbereitet.

Alex Raack schreibt mit viel Routine und Ironie

Das Ganze tut Raack, der im Hauptjob Redakteur bei 11Freunde ist und durch die Biografie von Uli Borowka Aufsehen erregte, mit einem großen Augenzwinkern. Das Buch ist sehr kurzweilig und ein ums andere Mal fühlt man sich ertappt, weil man gewisse Floskeln doch auch zu gerne in seine Brandreden mit den Stammtischkollegen einbaut.

Fazit

Eine unterhaltsame Lektüre, an die man noch bei manchen Live-Übertragungen zurückdenken wird. Abonnent der Facebook-Seite “Marcel Reif Kommentarverbot” kann man dann natürlich immer noch sein.