Was meint “Uli Hoeneß – Der Patriarch” zum ZDF-Dokudrama über seine Person?
Vorgestern zeigte das ZDF das Dokudrama “Uli Honeß – Der Patriarch” – mit mäßigem Erfolg. Der Film, dessen Handlung sich auf die Prozessprotokolle der Gerichtsverhandlung zu Hoeneß’ Steuerhinterziehung stützt, kam nicht über 2,98 Millionen Zuschauer und 11,6 Prozent Marktanteil hinaus. In Mainz hatte man sicher mehr erwartet.
Wir hatten die Gelegenheit, mit dem VIP-Insassen der JVA Landsberg imaginär zu sprechen und seine Meinung zum Film einzuholen. Seine Antworten kamen uns irgendwie bekannt vor.
Stehplatzhelden: Herr Hoeneß, das vom ZDF aufwändig produzierte Dokudrama über Sie hat nur mageres Interesse bei den Fernsehzuschauern gefunden. Wie erklären Sie sich das?
Hoeneß: Eure Scheiß-Stimmung – da seid ihr doch dafür verantwortlich und nicht wir!
Stehplatzhelden: Sie haben vielen Menschen mit Ihrem Handeln vor den Kopf gestoßen. Der gemeine Fan kann nicht nachvollziehen, wenn Sie mit Millionen an der Börse zocken. Bereuen Sie inzwischen Ihr Handeln?
Hoeneß: Was glaubt ihr eigentlich, was wir das ganze Jahr über machen, damit wir Euch für sieben Euro in die Südkurve gehen lassen können? Was glaubt ihr eigentlich, wer Euch alle finanziert? Es kann doch nicht sein, dass wir kritisiert werden dafür, dass wir uns seit vielen Jahren den Arsch aufreißen.
Stehplatzhelden: Aber hatten Sie es denn wirklich nötig, schwarze Konten im Ausland zu führen, um in Deutschland Steuern zu sparen?
Hoeneß: Dass wir Euch dieses Stadion hingestellt haben, hat 340 Millionen Euro gekostet. Mit sieben Euro in der Südkurve ist das nun mal nicht zu finanzieren.
Stehplatzhelden: Gut, das Stadion musste bezahlt werden. Aber dennoch, halten Sie es denn für moralisch vertretbar, mit ein paar Klicks bei Ihrem Online-Broker “im Vorbeigehen” Millionengewinne einzustreichen?
Hoeneß: Früher habe ich 80 Prozent meiner Arbeitszeit mit den Spielern verbracht. Heute verwende ich 80 Prozent darauf, das Geld einzutreiben, um sie finanzieren zu können.
Stehplatzhelden: Wie zu hören war, hat das ZDF im Vorfeld der Produktion bei Ihnen angefragt, ob Sie sich selber im Film “Uli Hoeneß – Der Patriarch” spielen würden. Gerüchten zu folge ist ein Engagement aber an ihren horrenden Honorarvorstellungen gescheitert. Stimmt das?
Hoeneß: Das ist eine populistische Scheiße. Ihr wollt die Champions League, aber kosten darf es nix – das ist unser Problem in diesem Land! Da müsst ihr euch aber nen neuen Vorstand holen – mit uns eben nicht.
Stehplatzhelden: Wie hat Ihnen denn die Leistung Ihres Schauspieler-Doubles Thomas Thieme gefallen? Könnte er Sie nicht während Ihrer Abwesenheit an der Säbener Straße vertreten?
Hoeneß: Solange Karl-Heinz Rummenigge und ich etwas beim FC Bayern zu sagen haben, wird der bei diesem Verein nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion.
Stehplatzhelden: Eine abschließende Frage: das Dokudrama über Ihre Person basierte ja auf den Prozessprotokollen und ist ohne Ihr Mitwirken entstanden. Können Sie sich vorstellen, später einmal an einer Filmbiografie über Sie mitzuarbeiten?
Hoeneß: Eine Biografie? Von mir? Nein. Never ever! Wenn ich die Wahrheit über das, was ich alles erlebt habe, schreiben würde, müsste man etwa zehn Bände machen – und ich müsste nach der Veröffentlichung nach Australien auswandern. For me, it’s scheißegal.”
Stehplatzhelden: Herr Hoeneß, wir danken für das imaginäre Gespräch.
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