Fünf Lehren des 2. Spieltags
“Fußball findet nicht im Konjunktiv statt.” So fasste Neu-Gebrauchtwagenhändler Fabian Ernst einst das Verhältnis zwischen Möglichkeitsform und den harten Fakten des Fußballlebens zusammen. Aber ist das wirklich so? Sind HätteHätteDeutschlandkette und WasWäreWenn nicht elementare Bestandteile des schönen Spiels? Zumindest die Sky-Abonnenten unter uns, die am Samstag den neuen Fußballklassiker Hannover 96 gegen Bayer 04 Leverkusen verfolgten, werden diese Frage wahrscheinlich mit “Ja” beantworten. Zu sehr sind die denkwürdigen Worte des Kommentators Jonas Friedrich noch im Ohr, als er eine vermeintliche Abseitsstellung von Hannover 96 wie folgt betextete: “Jetzt wird es konjunktivisch: Das Tor, welches keines war, hätte zählen müssen.” Zum Einrahmen und Nachahmen.
Werden wir also konjunktivisch:
- Die Chancen, die ausgelassen wurden, hätten sich rächen können: Kaum auszumalen, was gewesen wäre, wenn der BVB aus Dortmund in der ersten Halbzeit statt Fahr- und Gelbkarten konsequent Tore gesammelt hätte. Gut, für ein deutliches (und derzeit scheinbar obligatorisches) Vier Tore-Ergebnis hat es trotzdem gereicht – aber dennoch sollte Herr Tuchel dringend daran arbeiten, die Herausnahme von Schuhspannern in der gegnerischen Box zum Bestandteil seines Matchplans zu machen.
- Der Elfmeter, der an den Pfosten ging, hätte die Liga spannend machen können: Ach, Eugen. Warum, Polanski? Beim Stand von 1:1 in der 74. Minute den Strafstoß zu verwandeln und das Spiel dann in Überzahl gegen die Bayern ins Sinsheimer Vereinsheim zu schaukeln hätte nicht nur den Fehlstart von Hoffenheim in einen durchaus erfreulichen Saisonbeginn verwandelt, sondern auch allen Nicht-Bayern einen Funken Hoffnung zurückgegeben. Aber so, egal ob das nun Bayerndusel in der letzten Minute oder die Konsequenz von letztlich drückender Überlegenheit war, bleibt nur eine Erkenntnis: Für etwas mehr Spannung in der Meisterschaftsfrage bitte spanische, fränzösische oder englische Liga gucken. BVB 8.0 hin oder her.
- Der HSV, der ohne Drama gar nichts mehr macht, wäre ohne Kleins Platzverweis wieder die größte Zielscheibe Fußballdeutschlands gewesen: 0 Punkte, Torverhältnis 1:7, Tabellenplatz 18. Das wäre die ernüchternde Bilanz des hanseatischen Fehlstarts gewesen, wenn das Spiel gegen Stuttgart verloren gegangen wäre. Aber dann kam Klein und drehte das Spiel. Wobei, auch nach seinem (durchaus auch direkt möglichen) Platzverweis sah es lange Zeit immer noch nicht nach einem Hamburger Sieg aus – bis der HSV aufdrehte und mit dem Sohn einer gewissen Mutter und dem Tanker MS Djourou doch noch ein Erfolgserlebnis einfuhr. Turnaround oder Eintagsfliege? Das weiß selbst Bruno nicht.
- Das Schlussminutentor von De Bruyne, dass es nie gab, hätte wahrscheinlich nichts an den Spekulationen geändert: Boah, hoffentlich ist bald der 31. August. So interessant das ganze Hin- und Hergetausche von Spielern ist, diese Spekulationen um den Kevin und alle anderen vermeintlichen Inselwechsler nerven kolossal. Machen wir es doch einfach so: Keine Wasserstandsspekulationen mehr bis zum 31. August, und dann schauen wir alle gemeinsam auf die Transferliste, okay?
- Das Foul, das vielleicht eines war, wäre von Armin Veh und Markus Weinzierl auch dann noch komplett unterschiedlich bewertet worden, wenn sie ihre rosarote Vereinsbrillen abgesetzt hätten: Schon lustig, wie sehr der subjektive Blick scheinbar, alles, aber auch alles verstellt, was es nach einem Spiel zu beurteilen gilt und nur eine mögliche Bewertung strittiger Szenen zulässt: Immer stramm im Sinne des eigenen Vereins. Gerade bei schlichtweg unklaren Szenen wie der halb beinstreckigen, halb ballspielenden Sprungeinlage in der Nähe der Eckfahne mit anschließendem Ausgleich sollte man wohl einfach aufgeben, die durch hochpulsige Seitenliniensicht bestenfalls indirekt Beteiligten zu befragen. Man weiß ja eh, was dabei rumkommt. Kein Konjunktiv möglich.
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