Foul! Das Spiel muss unterbrochen werden – oder nicht?

Jan 14. August 2015
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Heute Abend geht sie wieder los, die Bundesliga. Wir alle freuen uns darauf und wenn man die letzte Saison mal „paroli laufen“ lässt, gibt es Vieles, auf das man sich wieder freuen kann, hoffentlich mit noch etwas mehr Spannung als in der letzten Spielzeit. Leider wird es auch eine Sache wieder geben, die mich schon letzte Saison mit schöner Regelmäßigkeit verärgert hat:

Das Liegenbleiben der Spieler nach Fouls mit entsprechender Spielunterbrechung.

Klassisches Beispiel: Minute 70-80, ein Spieler von der in Führung liegenden Mannschaft zieht ein Foul und bleibt erst einmal liegen. Und zwar so lange, bis der Schiedsrichter pfeift und das Spiel unterbricht. Warum?

Zumindest gefühlt bleiben Spieler viel häufiger im letzten Drittel des Spiels liegen als in der Zeit davor. Wohlwollend könnte man sagen, die Spieler werden zum Ende hin müder, kommen deswegen eher den Tick zu Spät, so dass es zu härteren Fouls kommt. Dann müsste es aber auch bedeutend mehr foulbedingte Auswechslungen in dieser Zeit geben. Eher nicht der Grund.

Stellt sich die Frage: Wann ist es aus medizinischer Sicht überhaupt notwendig, liegenzubleiben? Überträgt man die Situation auf den Alltag z.B. in einer Einkaufsstraße, so muss schon einiges passieren, dass man sich dort auf den Boden legen muss und wartet, bis man ärztlich oder physiotherapeutisch versorgt wird. Kommt eher selten vor, man wird allerdings auch selten in der Einkaufsstraße gefoult, zugegeben. Zweifellos muss aber eine einigermaßen ernste, zumindest sehr schmerzhafte Verletzung vorliegen, damit ein Mensch wirklich liegen bleiben muss.

Riskiert man einen Blick in die von Ärzten genutzte Datenbank „uptodate“, findet man wenig bis nichts über solche Fälle, abgesehen von den tragischen Herzstillständen, die natürlich sofortiger Versorgung bedürfen:

Aus medizinischer Sicht muss kaum eine Verletzung direkt vor Ort, also auf dem Feld durch heran geeilte Mannschaftsärzte versorgt werden. Ausnahmen sind hier allenfalls Kopfverletzungen, alles andere kann man maximal als Niedrigenergietraumata einstufen, meist gegen die unteren Extremitäten. Da reicht eine Versorgung im Laufe von ein paar Stunden vollkommen aus und transportfähig sind alle Patienten (abgesehen von Kopf und Halsverletzungen).

Jeder, der mal Fußball gespielt hat, weiß natürlich, dass es manchmal schon wehtun kann, auch so, dass man gerne 1-2 Minuten liegen bleiben möchte, um sich das Schienbein zu reiben und auf den Boden zu klopfen. Allerdings zeigen andere Sportarten, dass es auch ohne geht: Beim Handball kommt es zum Beispiel auch zu relativ handfestem Körperkontakt zwischen im Schnitt deutlich schwereren Athleten. Es kommt äußerst selten vor, dass dort einer liegen bleibt und sich nicht selbst schnell zur Bank schleift. Dasselbe beim Eishockey: Spieler auf einer Trage sieht man dort so gut wie nie.

Ganz offensichtlich erfolgt das Liegenbleiben nach Fouls also nur zum Zwecke des Zeitspiels. Die Regeln lassen es zu. Trotz Nachspielzeit, die sowieso nur einen Teil der Unterbrechung ausgleicht, kann so der gegnerischen Mannschaft, die auf den Ausgleich drängt, der Wind aus den Segeln genommen werden. Höchst unsportlich, aber leider gang und gäbe.

Das bedeutet jedoch nicht, dass man es so hinnehmen muss. Eine Regeländerung könnte verhindern, dass Einzelspieler auf diese Weise das Spielgeschehen manipulieren können: Ein verletzter Spieler geht entweder selbst vom Platz oder kann zur Not von – wohlgemerkt nicht mannschaftseigenen – Sanitätern geholt werden. Eine Behandlung auf dem Platz ist aus medizinischer Sicht Schwachsinn und sollte deshalb verboten sein (ausser in den schon genannten Ausnahmen).

Die Hemmschwelle, sich behandeln zu lassen, würde dadurch steigen und ein dicker blauer Fleck muss dann eben nach dem Spiel gestreichelt werden.

So, nun aber rein in die neue Saison!