Sieben Lehren des 34. Spieltags

Flo 24. Mai 2015
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Alles, aber auch wirklich alles drehte sich gestern (und heute) um die Frage, wer in der nächsten Saison in der zweiten Liga antritt. Die Metropolen Ingolstadt und Darmstadt tauschen nun also die Plätze mit den quasi-urbanen Standorten Freiburg und Paderborn, und ob es im nächsten Jahr ein Stadtderby im hohen Norden geben wird, muss sich erst noch zeigen. Aber der Reihe nach:

1. Wie ein (schlechter) Zweitligist: Was für eine Rückrunde von S04 – gekrönt durch den leb- und ideenlosen Auftritt gegen das fußballästhetische Pendant aus der Hansestadt. Und auf einmal rangieren die Prügelknappen in der bundesrepublikanischen Beliebtheitstabelle sogar hinter dem derzeit nun wahrlich nicht sonderlich populären HSV. Und was macht das dynamische Schalker Superheldten-Duo Horst und Clemens? Nach KPB-Katharsis wird nun erst einmal vorsorglich der Trainer gefeuert. Wow, immerhin werden nun neue Wege in Königsblau beschritten. Nicht.

2. Niemals zweite Liga?: Wahrscheinlich hat gestern niemand, der nicht in Rautenbettwäsche das Durchschlafen gelernt hat, auf den Ligaverbleib des Dinos gehofft. Im Gegenteil: Scheinbar ganz Fußballdeutschland wünschte sich den schnellstmöglichen Abbau der Uhr und hatte schon das ein- oder andere Feinwerkzeug zur Hand. Sogar vergleichbar suboptimal agierenden Vereinen wie dem VfB Stuttgart oder Hannover 96 wurde längst nicht so sehr der Abstieg an den Stollenschuh gewünscht. Wahrscheinlich wird selbst die eingeschworenste Rothose eingestehen, dass das nach dieser (und der vorherigen) Saison nicht ganz zu Unrecht der Fall ist. ABER: In Rautenhausen wird sich ebenso keine Seele(r) auch nur ein bisschen um Hohn, Spott und Missgunst aus Regionen südlich der Elbe (oder rund ums Millerntor) wirklich scheren. Da herrscht verständlicherweise Erleichterung pur. Wenn da nicht noch ein kleiner Haken aus Karlsruhe wäre.

3. HSV gegen Liga 2.0: Alles hat ein Ende, nur der HSV hat zwei. Zwei Jahre Relegation in Folge, das muss man auch erst einmal hinbekommen. Es geht weiter, weiter, immer weiter. Mal schauen, wie viele Punkte im nächsten Jahr zur Relegation benötigt werden…

4. Auf dem Weg in die zweite Liga: Abstieg zum Abschied ist schon übel, aber mit einem Eigentor aus der Kategorie “Keine Ahnung, was er da machen wollte” gehörig dazu beizutragen, dass das entscheidende Spiel verloren geht, ist einfach nur bitter. Kopf hoch, Pavel Krmas! Kopf hoch, SC Freiburg! Bis bald.

5. Wie ein Zweitligastürmer: Wer war nochmal Bas Dost? Hatte irgendwas mit Toreschießen zu tun, oder? Schon zu lange her.

6. Zweitklassig Feiern: Ein Heimsieg zum Schluss und dann konnten in München die Emotionen so richtig rausgelassen werden. Aber so richtig. Es gibt schließlich nichts Schöneres als Meisterschaften, die man gefühlte vier Monate nach Faktenlegung feiert. Beziehungsweise gemäß DFL-Dekret feiern muss; sorry, aber abgesehen von der fehlenden Spannung für den Rest der Liga ist diese Feier ohne aktuellen Anlass der zweite Grund, warum die frühe Meisterschaft der Bajuwaren so problematisch ist. Dieses Mal waren im Grunde sogar die übermächtigen Swinger aus der Säbener Straße die Leidtragenden der Geschichte, denn man kann noch so viel Weißbier über den Trainer-Pep gießen, eine echte Meisterschaftsfeier muss sofort stattfinden, sonst ist es einfach nur Kindergeburtstag mit Alkohol.

7. Zwei Retter in zwei Ligen: Vor zehn Jahren arbeiteten Ewald Lienen und Michael Frontzeck für ein Jahr zusammen bei Hannover 96, bevor sie für Peter Neururer (!) Platz machen mussten. Die Wege haben sich schon lange getrennt, aber eine Sache haben die beiden Charakterköpfe nun wieder gemeinsam: Einen Nordclub in schier auswegloser Lage übernehmen und vor dem Abstieg bewahren. Und dass Frontzeck vor seinem Amtsantritt in aller Ruhe mit Martin Kind in Großburgwedel verhandeln konnte, während sich Herr Neururer vor dem Courtyard-Hotel ablichten ließ, als ob er in Bikini auf der Croisette unterwegs wäre, ist irgendwie auch eine schöne Geschichte.

So, Ende jetzt. Bis Mitte August. Entweder mit oder ohne HSV.