Sieben Lehren des 33. Spieltags

Flo 17. Mai 2015
7Lehren33

Der 33. Spieltag. Eine einzige Enttäuschung, quasi das G36 unter den Spieltagen. Was uns diese Woche genervt hat:

1. Die immer wieder kolportierten Pläne, nun auch am Montag eine Bundesligapartie auszutragen und die Spieltage noch weiter auszuwalzen. Immer dann, wenn zum Saisonende Fairplayerwägungen über TV-Gelder triumphieren und alle Spiele gleichzeitig stattfinden, merkt man wieder in aller Deutlichkeit, wie angenehm das ist. Die gesamte Bundesliga auf einmal, der Rest des Wochenendes frei (wenn auch nicht von Sorgen, siehe Plätze 13 bis 18) – einfach die bestmögliche Option, Erstligafußball zu genießen. Aber das Geld, das Geld…

2. Bas Dost. Da dachte man, jetzt geht es wieder aufwärts, und dann bleibt er volle 90 Minuten ohne Tor. Dieser Affe (angeblich eine total niedliche Beschreibung in seinem Heimatland, fragen Sie mal Huub S.).

3. Der “Kampf um Europa”. Nicht nur, weil das eine unsäglich martialische Fußballphrase ist, die irgendwie nach Atlantikwall klingt. Sondern auch, weil die Mannschaften scheinbar allesamt nur eins wollen. Unter der Woche im heimischen Bett schlafen.

4. Der Umstand, dass der Abstiegskampf das einzig Spannende ist, was die 52. Bundesligasaison noch zu bieten hat. Wenn die Meisterschaft gefühlt seit Beginn der Rückrunde durch ist, die Champions League-Plätze vergeben sind und die Kabbelei um die europäischen Salatblätter zum erbärmlichen Schneckenrennen mutiert, bleibt nur der K(r)ampf um die Erstligaexistenz als spannungshebender Faktor. Und das hat dann eben weniger mit positiver Spannung als blanker, negativer Angst zu tun. Reines Adrenalin statt eine gesunde Mischung mit Dopamin, das kann es irgendwie auch nicht sein.

5. Der FC Bayern. Seitdem die Best Ager aus dem Seniorenstift Säbener Straße das Single geholt haben, schenken sie Woche um Woche die Spiele in einer wahnwitzigen Zuverlässigkeit ab. Kein Bock mehr und die Liga leidet (außer natürlich, sie spielt gegen die Münchener Silberhaare). Aber ist das wirklich Wettbewerbsverzerrung? Wenn man sich die Aufstellung des gestrigen Spiels anschaut und zudem verfolgt hat, wie die Bayern sich bemüht haben, muss man wohl eher sagen: Nein, die bekommen es zurzeit einfach wirklich nicht besser hin.

6. Der Stillstand um die Torjägerkanone. Keine Ahnung, wann der Preis das letzte Mal an einen Spieler ging, der mehr Zeit in Donaustauf als auf dem Fußballplatz verbringt. Gute Besserung, ähh, Glückwunsch an Alex Meier. Da legen wir uns schon einmal fest.

7. Der Abschied auf Raten: Heribert Bruchhagen, das personifizierte Korrektiv übersteigerter Geldgier im deutschen Profifußball, das letzte Bisschen Integrität im Ligaalltag, der letzte Mohikaner, der noch jenseits von Gewinnmaximierung und Fünfjahreswertungsfetisch denkt, hört auf. Erst im Ligavorstand, und nächstes Jahr bei Eintracht “Wir waren vor ihm ein Verein mit struktureller Großmannssucht” Frankfurt. Kein Zweifel, der Mann wird uns allen fehlen. In diesem Sinne: “Erst wenn der letzte Heri gegangen, der letzte Bert verabschiedet, der letzte Bruchhagen Vergangenheit ist, werdet Ihr merken, dass man Fernsehgelder nicht lieben kann.“