SC Brühl St.Gallen in der höchsten Liga der Herzen

Thomas 9. Mai 2015
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Der Quartierverein hat Charme. Er hat Herz, eine lange Tradition und angeblich die beste Stadionwurst der Schweiz. Dass der SC Brühl St. Gallen auch weltoffen ist, hat er am Samstag bewiesen. Beim Spiel in der Promotions-League, der dritthöchsten Schweizer Liga, führte er eine besondere Aktion durch: Alle Flüchtlinge der Ostschweiz wurden zum Spiel eingeladen. „Unser Ziel war es, mit dieser Einladung ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Es ist ein Willkommenszeichen“, so Vereins-Präsident René Hungerbühler. Die Aktion ist eingebettet in eine Gesamtphilosophie des Vereins. Der SC Brühl ist Träger des Qualitäts- und Integrationslabels “Sport verein-t“. Er verpflichtet sich damit zur gelebten Integration von Menschen jedwelcher Herkunft, zu einem menschlichen Umgang im Vereinsleben und zur Förderung des Ehrenamts.
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Am Samstag waren 800 Zuschauer im Stadion, ungefähr 70 Flüchtlinge sind der Einladung des Vereins gefolgt, wurden mit einem Fan-Schal beschenkt und mit Getränken versorgt. Die Spielstätte des SC Brühl heisst Paul Grüninger Stadion. Dieser Name steht für ein bewegtes Stück Schweizer Geschichte: Grüninger, erst ausgebildeter Lehrer, spielte ab 1913 als Flügelstürmer in der ersten Mannschaft des SC Brühl und gewann vor knapp hundert Jahren die Schweizer Meisterschaft mit dem Verein. Lange Zeit war er danach auch Vereinspräsident. Bekannt wurde Paul Grüninger nicht (nur) als Fussballer – er arbeitete ab 1919 als Polizist und hat in den Jahren 1938 und 1939 als leitender Grenzbeamter mehrere hundert jüdische und andere Flüchtlinge vor der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung gerettet. 1939 wurde er deswegen vom Dienst suspendiert und seine Ansprüche auf Pension aberkannt. 1940 wurde Paul Grüninger wegen Amtspflichtverletzung zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt. Grüninger lebte bis zu seinem Tod verarmt und musste sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen. 1993 wurde Grüninger durch die St. Galler Regierung politisch rehabilitiert und 1994 veröffentlichte die Schweizer Regierung eine Ehrenerklärung für ihn. Erst 1995, und damit 23 Jahre nach seinem Tod, hob das Bezirksgericht St. Gallen das Urteil in der Sache Paul Grüninger auf und sprach ihn frei.
Einige Eindrücke vom friedlichen Nachmittag am Samstag im Paul Grüninger Stadion.
Das Spiel gewann das Heimteam gegen den FC Tuggen mit 5:0:
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