Dieter Matz: Eine Hommage an den “Journalisten-Dino“

Thomas 21. Mai 2015
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„Es ist noch offen, ob ich meinen Vertrag verlängern werde. Ich warte erstmal das Ende der Saison ab!“ Dieses Zitat stammt nicht von einem Fußballspieler, nein, es geht um Dieter Matz, 65-jähriger Hamburger, Journalist beim Abendblatt, Fußball-Experte, erfolgreicher Blogger und großer HSV-Fan. Der Mann ist ein Unikum, der Mann polarisiert, der Mann ist ein Dinosaurier unter den Fußball-Journalisten in Hamburg. Steigt der HSV am Samstag aus der 1. Bundesliga ab, dann wird wohl auch Dieter Matz abtreten. Ein trauriger Moment.
Es ist phänomenal, was Matz in den letzten sechs Jahren aufgebaut hat: Der Blog Matz ab, ein Ableger des Hamburger Abendblatts, hat der Berichterstattung rund um den Hamburger SV eine komplett neue Note gegeben. Viele HSV-Fans ziehen sich die tägliche Ration Matz ab rein und lesen vor dem Lichterlöschen die Berichte auf dem Blog. Täglich kommentiert Dieter Matz in einer originellen, emotional aufgeladenen Art die (zuletzt dramatischen) Geschehnisse rund um den Verein. Und jeweils kurz nach Spielschluss geht er mit seinem Kompagnon Marcus „Scholle“ Scholz und weiteren Gästen auf Live-Sendung und streamt eine Diskussionsrunde über das Netz, die noch nicht einmal Regionalfernseh-Niveau erreicht. Egal, es geht um Herzblut und es geht um den HSV. Dieter Matz sagt nach Siegen der Rothosen zur Begrüssung: „Moin moin, ich muss mir noch die Konfetti aus den Haaren herausholen“. Nach Niederlagen dagegen schaut er bedeppert in die Linse und stammelt komische Sätze wie: “Jetzt liegt die ganze Kraft des Abstiegs bei den anderen Clubs.“ Manchmal ist es zum Fremdschämen, manchmal ist es Realsatire – immer ist es aber ehrlich und authentisch: Dieter Matz ist ein Typ, der auch gerne mal einen HSV-Fanclub besucht und dort einen abendfüllenden Beitrag hält. Die Lokalzeitung berichtete davon, dass sich Matz dreieinhalb Stunden Redezeit genommen hat, um Anekdoten zum Besten zu geben. Reden wie es ansonsten nur Parteivorsitzenden zu kommunistischen Zeiten zugestanden wurden.
Der Blog von Dieter Matz hat Wirkung, er fesselt die Fans: Täglich sind es rund 300 bis 400 Kommentare, die auf der Plattform platziert werden. Die Community ist gross, sie ist aktiv und sie ist nicht nur virtuell. Die „Matz-abber“,die Anhänger und Leser des Blogs, treffen sich regelmässig zum Austausch, ob am Trainingsfeld beim Volkspark oder in einer Kneipe. Was hier entstanden ist, das ist eigentlich ein grosser Widerspruch, vielleicht ein Missverständnis: Dieter Matz, ein Journalist alter Schule, der mit Internet, der rasanten Geschwindigkeit dieser Kommunikation wenig am Hut hat, er ist zum führenden Blogger rund um den HSV geworden. Sein Rezept: Herz und Leidenschaft – genau die zwei Worte, die Matz immer wieder in den Mund nimmt, wenn er die Schwächen seiner Lieblingsmannschaft kommentiert. Steigt der HSV ab, dann tritt wohl auch Dieter Matz ab – ein grosser Berichterstatter.