Wuchernde Preise für Sky-Kneipen: Ein Fall für das Kartellamt

Nils 9. Dezember 2014
Sportsbar Schwabinger Wassermann München

Werder-Fans in Hamburg haben es zur Zeit besonders schwer. Grund dafür ist nicht allein die sportliche Talfahrt ihres Lieblingsclubs oder die einhergehende Häme in der Stadt des Lokalrivalen. Die Werderaner in der Diaspora Hamburg haben ihre thekensportliche Heimat verloren. Das “Osterdeich”, Stamm-Kneipe aller Werder-Fans in Hamburg, hat im Sommer das Sky-Abo gekündigt.

Der Abschied von Sky ist den Betreibern des “Osterdeich” sicher nicht leicht gefallen. Bei Live-Übertragungen von Werder-Spielen oder anderen Partien der Bundesliga oder Champions League war die Kneipe im Stadtteil Eimsbüttel stets gut gefüllt. An Samstagnachmittagen gab es sogar eine Spielecke für Kinder fußballbegeisterter Väter. Das alles ist Geschichte und allein darauf zurückzuführen, dass das Sky-Abo schlichtweg zu teuer wurde. Nach der letzten Preiserhöhung im Sommer sollen die monatlichen Gebühren sogar die Miet-/Pachtkosten der Sportkneipe überstiegen haben.

Die Sorgen des “Osterdeich” teilen unzählige Fußballkneipen und Sportsbars in Deutschland. Viele wurden im Sommer mit zum Teil heftigen “Preisanpassungen” konfrontiert und sahen sich gezwungen, ihr Sky-Abo zu kündigen. Monatliche Gebühren in Höhe von 600-800 Euro im Monat sind für durchschnittlich große Kneipen inzwischen keine Seltenheit mehr, größere Sportsbars finden sich im vierstelligen Bereich wieder. Und die vorangegangene Preiserhöhung liegt nur ein Jahr zurück.

Sky begründet die Preiserhöhungen mit den gestiegenen Lizenzkosten für die Exklusivrechte an den Bundesligaübertragungen und habe zudem nur den Berechnungsmaßstab individueller gestaltet, u.a. nach Bevölkerungsdichte und Kaufkraft des Standorts. Wie Sky die Preise genau berechnet, wird jedoch nicht offengelegt.

Man wird auch ohne Insiderwissen davon ausgehen dürfen, dass man sich bei der Neuberechnung in Unterföhring nicht ins eigene Fleisch geschnitten hat. Die gestiegenen Kosten für die Übertragungsrechte klingen als Begründung zwar zunächst nachvollziehbar, allerdings hat es bei den Privatkunden von Sky in den letzten Jahren keine Preissteigerungen gegeben.

Auch die nächste Preiserhöhung wird nicht lange auf sich warten lassen, vermutlich kommt sie schon im nächsten Sommer. Denn Sky kann es sich leisten und muss keine Abwanderung von Kunden zur Konkurrenz befürchten: Es gibt keine Wettbewerber, Sky hat gegenüber den Fußballkneipen ein lupenreines Monopol. Ein Massensterben der Sportsbars ist damit nicht unwahrscheinlich und wird von Sky vermutlich auch nicht allzu sehr bedauert: Je weniger Möglichkeiten es gibt, Spiele in der Kneipe zu schauen, desto größer wird die Zahl der Privatabonnenten.

Das Ganze stellt ein gutes Beispiel für den “Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung” dar, dessen Bekämpfung in Deutschland Sache der Kartellbehörden ist. Gemäß § 54 GWB können Betroffene ein Verfahren bei der Kartellbehörde beantragen. Vielleicht ist es ja eines Tages soweit, dass sich genügend frustrierte Wirte von Sky-Kneipen zu solch einem Verfahren beim Kartellamt entschließen und es zu einer Aufteilung des Marktes für Privat- und Gastro-Abonnenten kommt.

Bis dahin bleiben den Kneipiers nur kleinere Maßnahmen, wie Eintritt von den Gästen zu kassieren oder regelmäßig das Abo zu kündigen, um anschließend günstigere Tarife herauszuverhandeln. Die Gäste des “Osterdeich” wurden ans “Haus 73″ im Schanzenviertel vermittelt, wo es zumindest auch Haake-Beck geben soll. Zumindest ein kleiner Trost für die gebeutelten Werderaner.