Es gibt Fußballkneipen, deren Charme erkennt man nicht auf den ersten Blick. Zu solchen gehört das Vereinsheim der TSG Leutkirch. Biederes Interieur, aber leckere schwäbische Hausmannskost. Wenn nur der Beamer besser wäre…

Leutkirch im Allgäu scheint einer der Orte zu sein, wo die Welt noch in Ordnung ist. Zwar sagen sich Hase und Igel hier gute Nacht, doch wer den Trubel der Großstadt nicht vermisst, wird sich in der gemütlichen, schönen Kreisstadt wohlfühlen. Noch in Schwaben, allerdings direkt an der bayrischen Landesgrenze gelegen, kreuzen sich in Leutkirch zwei Fanlager: Entweder ist man “Schtutgadder” oder für die Bayern aus München. Nur ein, zwei Edelfans von Hannover 96 halten trotz der Unterzahl tapfer die schwarz-weiß-grüne Flagge hoch.

Einzige Fußballkneipe in Leutkirch

Allerdings ist die aktive Fanszene doch arg begrenzt. Und auch das Public Viewing scheint sich vom Potsdamer Platz oder Heiligengeistfeld noch nicht bis Leutkirch durchgesetzt zu haben. Zumindest wenn man die Sportsbar-Dichte als Maßstab heranzieht: auf 10.000 Einwohner kommt sage und schreibe eine Fußballkneipe. Und die ist gleichzeitig das Vereinsheim der ortsansässigen Turn- und Sportgemeinschaft Leutkirch. Diese hat zwar selber gar keine Fußballsparte, allerdings kickt der benachbarte FC Leutkirch mit der ersten Herren in der Bezirksliga Bodensee.

Spiele vom FC Bayern sind das Zugpferd

Das Vereinsheim der TSG Leutkirch ist bei Spielen des FC Bayern oder des VFB aus Stuttgart ordentlich gefüllt. Insbesondere bei Champions League-Spielen der Münchner, die nicht im Free TV laufen, versammeln sich einige Leutkircher in der auf den ersten Blick wenig heimelig anmutendem Kneipe. Der große Raum versprüht den Charme der siebziger und achziger Jahre.

Rauer Charme, gute Küche

Doch auf den zweiten Blick sind es die kleinen Dinge, die dem Lokal Ausstrahlung verleihen. Beim Herumschauen entdeckt man viele lokale Prägungen, die ein aktives Vereinsleben widerspiegeln. Hinzu kommt die etwas ruppige, aber nicht unfreundliche Art des Kneipiers Reini Weidners, der das Vereinsheim gemeinsam mit seiner Frau Brigitte betreibt. Nach einem kurzen Schwatz über das aktuelle Spiel oder die Geschehnisse des Tages mit Reini, kann man sich anschließend auf der Speisekarte einmal quer durch die schwäbische Variante des “Pub Foods” essen.

Aber nun zu den Fakten – hier die “technischen” Daten zum Vereinsheim TSG Leutkirch:

Stadt: Leutkirch im Allgäu

Name: Vereinsheim TSG Leutkirch

Adresse: Herlazhofer Straße 11, 88299 Leutkirch (Telefon 07561 / 1411)

Besuchte Partie: Spartak Moskau – FC Bayern München: 0:1

Bier: Härle Bier, z.B. Weißbier 0,5l, 2,80 Euro

Bild: Eine Großbildleinwand mit auf einem davor stehenden Tisch platzierten Beamer, der womöglich noch die Jahrtausendwende miterlebt hat

Rauchen: Draussen, beschirmt

Publikum: Allgäuer Originale, Sportler der TSG und des FC Leutkirch, zum Mittagstisch: Angestellte der nahegelegenen Büros

Besonderheit: Bekommt man in vielen Vereinskneipen nur die obligatorische Currywurst oder in der Fritteuse desinfizierte Pommes, so wartet das Kneipier-Paar Reini und Brigitte zusätzlich mit grundehrlicher schwäbischer Hausmannskost auf (Maultaschen, Wurstsalat, Spätzle, Leberkäs…)

So kommt man hin

Die Fußballkneipe ist aus der Innenstadt bequem fußläufig erreichbar (wie eigentlich alles in Leutkirch). Neben Schule und Festhalle auf der einen Seite schmiegt sich das Vereinsheim auf der anderen an die örtlichen Rasenfußballplätze.

Fazit

Das Leutkircher Vereinsheim punktet mit seiner lokalen Prägung und der schmackhaften schwäbischen Hausmannskost. Abstriche muss der Besucher allerdings beim Fernsehbild durch den in die Jahre gekommenen Beamer sowie dem Raumambiente machen. Unterm Strich steht aber aber eine solide Sportsbar, der allerdings ein wenig Konkurrenz gut tun würde, um ihr den Staub aus dem Holzvertäfelungen zu klopfen.