Zitat(e) der Woche: Markus Gisdol und die Torrichter

Flo 26. Oktober 2014
gisdol

Ehre, wem Ehre gebührt. Und das, was der Hoffenheimer Cheftrainer Markus Gisdol da am Donnerstag in der Abschluss-PK vor dem Spiel gegen Paderborn abgefeiert hat, ist auch noch ein paar Tage später eine lobende Erwähnung wert. Sowas von.

Aber fangen wir von vorne an. Im Champions League-Spiel zwischen Schalke 04 und Sporting Lissabon schaffte es der Torrichter am Mittwoch einmal mehr, trotz Position hinter dem Tor im Mittelpunkt zu stehen. Nachdem der Ball das Gesicht von Lissabons Jonathan Silva umarmte, nötigte der “Additional Assistant Referee” (so die offizielle Bezeichnung) den Schiedsrichter, einen völlig unberechtigten Handelfmeter zu pfeifen. Gut, mag man sagen, immerhin ist ein Mann aus der Zunft der Hintertorfahnenschwenker mal überhaupt aktiv geworden, aber so bringt das natürlich auch alles nichts.

Auftritt Gisdol. Der hat das Spiel scheinbar auch gesehen, und am folgenden Tag ganz Fußballdeutschland gleich in mehrfacher Hinsicht aus der Seele gesprochen. Aber der Reihenfolge nach, denn schon der Einstieg ist schön:

“Aber ging ja klar das Gesicht zum Ball, anstatt der Ball zum Gesicht.”

Schöner Seitenhieb auf die leidige “Hand/unnatürliche Armhaltung/Absicht oder keine Absicht”-Diskussion aus der Fußballdebattenhölle, die uns wahrscheinlich noch in zwanzig Jahren ergebnislos (da logisch nicht zu lösen) nerven wird.

Dann ging es aber ans Eingemachte und den AARs an den (meist schwarzen) Kragen:

“An der Stelle muss ich ehrlich mal fragen: Was macht dieser Torrichter? […] Gibt es überhaupt schon einmal erwiesen, dass ein Torrichter irgendetwas bewirkt hat, außer dass er Spesen einfährt? Gibt es irgendwann schon einmal eine Entscheidung, die der Torrichter dem Schiedsrichter helfen konnte?”

Handgezählte Antwort aus der Stehplatzhelden-Redaktion: Nein.

“Jetzt rechnen wir mal zusammen, was diese Torrichter alle zusammen kosten. Spende das Geld für irgendwas; da bist du zehnmal besser aufgehoben als die Leute in den Flieger zu setzen und ein schönes Mittagessen hinzustellen.”

Oh ja.

 “Da geht mir echt die Hutschnur hoch, wenn ich die immer da außen stehen sehe und … [Gisdol imitiert entweder einen konstipierten Pfau oder einen Torrichter]”

Nicht nur ihm.

“Da sind wir wahrscheinlich alle sogar irgendwie einer Meinung, außer irgendjemand bei der FIFA, der gerade seinen 78. Geburtstag feiert und nebendran der 80-Jährige. Die lassen dann den 76-Jährigen nicht ins Kommittee, weil er zu jung ist.”

Hier muss leider aus Faktensicht widersprochen bzw. korrigierend eingegriffen werden: Gut, FIFA-Bashing ist eigentlich nie falsch, aber der Torrichter-Quatsch kommt nicht (bzw. nicht direkt) aus dem Altenheim in Zürich, sondern aus dem Best Ager-Gremium UEFA, das im 250 Kilometer entfernten Nyon von Stürmerlegende/Blatter in spe Michel Platini geführt wird. Und der ist erst zarte 59 Jahre alt.

Ändert aber alles nichts daran, dass Gisdol zu 100% recht hat und Sportfunktionäre wirklich immer wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sie so absolut gar keine Ahnung vom schönen Spiel haben.

P.S.: Wer Gisdols Tirade in voller Länge und vor allen Dingen in schönstem Schwäbisch genießen möchte, kann dies auf der Website der Sportschau tun.