Martin Ødegaard – ein Junge aus Drammen (Norwegen), von dem wir noch hören werden
Am Ende der letzten Länderspielwoche hatte ich seit Langem mal wieder die Gelegenheit, bei Sky Sports News HD reinzuschauen. Wie gewohnt wurden die Ergebnisse mit kurzen Beiträgen meist von den Trainingsplätzen der Mannschaften unterlegt. Durch meine norwegische Brille mag ich noch verzeihen können, dass die zwei Siege Norwegens unter den Tisch fielen. Wirklich vermisst habe ich allerdings eine Meldung über den Einsatz des jüngsten Spielers, der jemals ein EM-Qualifikationsspiel bestritten hat: Martin Ødegaard.
Martin Ødegaard wurde am 17.12.98 als Sohn von dem ehemaligen Strømsodset Spieler Hans Erik Ødegaard in Drammen geboren. Früh an den Leistungsfußball herangeführt und bei dem Versuch, in die Fußstapfen seines Vaters zu steigen, durchlief der Drammens-gutt alle U-Nationalmannschaften. Vielversprechend, aber zum Teil auch erwartet, weil sein Vater eben auch ein erforlgreicher Tippeligaspieler bei Strømsgodset war.
Am 16. Juni 2012 wurde er als jüngster Spieler im Kader einer Tippeligamannschaft bekannt. Etwas später durfte er als 13jähriger für eine Woche beim FC Bayern vorspielen. Und im vergangenen Frühjahr dann der Paukenschlag: Am 13. April 2014 wurde Ødegaard als jüngster Spieler aller Zeiten bei einem Tippeligaspiel eingewechselt. Alter: 15 Jahre und 117 Tage. Bemerkenswert dabei ist, dass der offensive Mittelfeldspieler nicht nur mitläuft, sondern bereits einen Monat später mit seinem Treffer zum 4:1 gegen Sapsborg 08 zum jüngsten Torschütze aller Zeiten wurde. Das sind alles ”nur” Zahlen, aber das Bild von einem Trainingsspiel gegen Mjøndalen aus 2012 zeigt doch eindrücklich, dass hier ein Kind auf dem Kunstrasen steht und kein junger Erwachsener:
Nach dem Spiel damals war er im Übrigen nicht für Gespräche zu haben, musste er doch schnell nach Hause und die Nationalmannschaft im Fernsehen sehen. Das war wahrscheinlich auch gut so, denn so schnell wird er diese Gelegenheit nicht wieder bekommen. Denn nur zwei Jahre nach diesem Ereignis, am 27. August 2014, wird Martin Ødegaard im A-Lämderspiel gegen Bulgarien im Ullevål Stadion eingewechselt und damit zum jüngsten Spieler, der jemals ein EM-Qualifikationsspiel gespielt hat. In den Medien wird von einer noch nie da gewesenen Stimmung im Stadion geschrieben, andere Superlative inklusive.
Zumindest wirkte es so, dass ganz Norwegen dem Jungen aus Drammen viel Glück für seine Karriere wünscht.
Ihm wird eine goldene Zukunft vorhergesagt, dazu bedarf es aber auch nicht so großen Fußballverstand. Was mich dazu verleitet, ihm vielleicht noch ein wenig mehr die Daumen zu drücken, ist die ausgesprochen sympathische und bescheidene Art, die sich durch alle seine Interviews zieht. Natürlich versucht er den Fragen der Journalisten mit Floskeln zu begegnen. Mit “auf das nächste Spiel zu fokussieren” und was man sonst auch von unseren deutschen Supertalenten gewohnt ist, denn Medienschulung gibt es wohl inzwischen überall. Trotzdem spürt man hier noch deutlich eine erfrischende kindliche Naivität, die einfach glaubwürdig herüberkommt. Mich persönlich erinnert dieser kleine verspielte Junge, wie er mit Leichtigkeit durch die gegnerischen Reihen dribbelt, immer wieder an Lionel Messi. Das soll kein Vergleich sein, es sind nur eben ein paar Züge, die mich darauf kommen lassen. Messi, ganz nebenbei war „schon“ 17 Jahre alt als er sich 2005 als jüngster Torschütze der Primera Division eintrug.
Wir werden sehen, welchen Weg Martin Ødegaard gehen wird. Ich wünsche ihm irgendwann die ganz große Bühne und uns viel Freude an seinem Spiel.
Pingback: Twitter-Radar: Martin Ødegaard zwischen Messi und Ronaldo -