„Grüezi mitenand“: Deutsche in der Schweizer Liga
Seine Begrüssung war leicht aufgesetzt, doch er hatte damit die Lacher auf seiner Seite: „Grüezi mitenand“ sagte Markus Babbel gestern mit seinem bayrisch angehauchten Akzent bei der Präsentation als neuer Trainer beim FC Luzern. Nach Michael Skibbe ist er derzeit die zweite bekannte Trainer-Persönlichkeit aus der Bundesliga, die eine helvetische Mannschaft unterrichtet. Ist es Zufall oder ein neuer Trend? Wurde die Schweizer Super League attraktiver für Deutsche Fußball-Trainer?
Im Fall Babbel scheint der Fall klar zu sein: Als Bayer habe er den Schweizer Fußball schon seit „Kindesbeinen“ an beobachtet und sei absolut der richtige Mann für den Club. Die NZZ kommentiert diese Aussagen heute süffisant und fragt sich: Wird sich Babbel nun auch das Emblem des FC Luzern auf den Oberarm tätowieren lassen, so wie er es bei den letzten Clubs auch gemacht hatte? Eher sollte er sich nun auf die Herausforderungen auf dem Fußballplatz konzentrieren. Der FC Luzern liegt nämlich abgeschlagen am Tabellenende der Schweizer Liga. Und der bislang glücklose Sportdirektor Alex Frei steht mächtig unter Druck und möchte “möglichst schnell von diesem hässlichen Tabellenplatz wegkommen“.
Politisch wird in der Schweiz im Moment viel über „Masseneinwanderung“ und das Verhältnis der Eidgenossen zu Europa diskutiert. Im Fußball-Business sind die Grenzen dagegen offener denn je: So spielen in der laufenden Saison 17 Schweizer Profi in der Bundesliga. Noch nie war diese Zahl so hoch. Und kein anderes Land stellt derzeit so viele Profis in der Bundesliga wie die Schweiz. Der Tages-Anzeiger hat hierzu vor dem Saisonstart eine wunderbare Graphik erstellt. Umgekehrt galt die Schweizer Liga lange eher als Ort, um sich auf den Fußballer-Ruhestand vorzubereiten. Unvergessen sind die 80er als Karl-Heinz Rummenigge beim FC Servette Genf kickte und zahlreiche Tore schoss; oder einige Jahre später Maurizio Gaudino die Fans des FC Basel beglückte. Nun also eine “Neue Deutsche Welle”? Immerhin gibt es neben Skibbe und Babbel noch einen dritten Deutschen Jochen Dries, der den FC Sion trainiert. Und mit Paulo Sousa hat der derzeitige Trainer des FC Basel einjährige Bundesliga-Erfahrung als Spieler beim BVB; er spricht aber dummerweise kaum ein Wort Deutsch. Schaut man sich die Statistik der letzten 15 Jahre an, so wurde in 80% der Fälle die Schweizer Meister-Mannschaft auch von einem Schweizer Trainer geführt. Einzige Ausnahme ist Thorsten Fink, der drei Mal hintereinander mit dem FC Basel die Trophäe holte (2010-2012). Übrigens: Genau dieser Mann war auch Wunschkandidat in Luzern. Zu gerne hätte der ehemalige FCB-Spieler Alex Frei mit seinem damaligen Trainer zusammengearbeitet. Der sagte jedoch ab: “Offen gestanden wäre es zum jetzigen Zeitpunkt ein Rückschritt gewesen”, meinte Fink gegenüber der “Luzerner Zeitung“. Vielleicht also doch nicht alles so super in der Schweizer Super League?
Ob Fink seine Position da nicht überschätzt? Auf jeden Fall nicht besonders klug, den vermeintlichen Rückschritt öffentlich als solchen zu bezeichnen.
Absolut gleicher Meinung ! Ich bin sehr gespannt, ob und wann Fink in der BL einen Job angeboten bekommt. Die letzte HSV-Zahlung hat er vor gut drei Monaten erhalten…