Mehmet Scholl und Oliver Kahn bereichern die Fußball-TV-Landschaft

Nils 11. Juli 2014
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Mehmet Scholl macht während der Berichterstattung der ARD aus Brasilien gleich aus zweierlei Gründen auf sich aufmerksam: Zum einen wird er von Tag zu Tag sonnengebräunter und zum anderen nimmt er bei seinen kritischen Bemerkungen nach den Spielen kein Blatt vor den Mund. Zuletzt sorgte sein Verriss des niederländischen Angsthasenfußballs und der Selbstdarstellung Louis van Gaals am Mittwoch für mediale Aufmerksamkeit. Ein echter Höhepunkt nach dem vermutlich langweiligsten Halbfinale der WM-Geschichte.

Bereits vor dem desaströsen Halbfinale gegen Deutschland war auch die Spielweise der Brasilianer bei Scholl nicht gut weggekommen. Seine deutliche Kritik war auch hier ebenso zutreffend wie ungewöhnlich deutlich. Da Fersehmoderatoren sonst eher dazu neigen, auch das lahmste Ereignis als spannendes Event zu verkaufen und, können wir Mehmet Scholl für seinen erfrischend offenen Stil besonders dankbar sein. Dass er sich auch bei der deutschen Mannschaft nicht zurücknimmt, hat er bereits bei der EM vor zwei Jahren gezeigt, als er sich mit seiner Kritik an Mario Gomez wohl nicht nur Freunde gemacht hat.

An dieser Stelle sollte auch Oliver Kahn lobend erwähnt werden, der im ZDF einen ähnlich guten Job macht. Zwar zeigt er sich in seinen Bewertungen ein ganzes Stück diplomatischer als Scholl, aber auch er steuert dank seiner Erfahrung als Spieler wertvolle Analysen bei. Bei allen Lobpreisungen der deutschen Mannschaft nach dem 7:1 über Brasilien (Sieben!) beschrieb er sehr anschaulich das unfassbare Auseinanderbrechen der Brasilianer nach dem 1:0. Wer sich über den vermeintlichen Wandel Oliver Kahns vom Aufbrausenden zum Ausgeglichenen wundert, dem sei dieses 11FREUNDE-Interview ans Herz gelegt.

Beiden TV-Experten helfen sicherlich auch die Erfahrungen aus der eigenen Profi-Karriere. Eine Fachkompetenz, die man bei fast allen Live-Kommentatoren vergeblich sucht. Viel zu oft lassen die Kommentierungen der Live-Szenen den Eindruck zurück, der Sprecher habe selbst noch nie gegen einen Ball getreten.