Der Fall Hoeneß und die Steuermoral der Deutschen

Nils 29. Juli 2014

In der vergangen Woche wurde eine repräsentative Studie zur Steuermentalität und Steuermoral veröffentlicht, die der Bund der Steuerzahler NRW im Frühjahr 2014 in Auftrag gegeben hatte.

Die Studie enthält zwei Kernaussagen: 1. Die Steuermoral der Deutschen sei so gut wie nie. Mit anderen Worten war der Anteil der Bürger, die ihre steuerlichen Pflichten ordnungsgemäß erfüllen, nie größer als heute. 2. herrsche nach wie vor eine große Unzufriedenheit mit unserem Steuersystem. Letzteres dürfte einen kaum überraschen, wenn man sich die letzte Erstellung der eigenen Steuererklärung in Erinnerung ruft, die einen noch stärkeren Brechreiz verursachen konnte als zwei Stunden Konzert von Andrea Berg im ZDF.

Als Gründe für die hohe Steuermoral vermutet der Bund der Steuerzahler:

“Zentrale Gründe für die gestiegene Steuerehrlichkeit ist zum einen die Angst, erwischt zu werden. Sie hat zugenommen, was zu nicht unerheblichen Teilen auf den Ankauf der Steuer-CDs zurückzuführen sein dürfte. Zum anderen wächst die Bedeutung moralischer und politischer Werte im Entscheidungsprozess. Hier wirkt sich die Präsenz des Themas Steuerhinterziehung in der Öffentlichkeit – Stichwort: Hoeneß-Affäre – stärker auf die moralische Bewertung aus.”

Ob der Fall Hoeneß wirklich dazu geführt hat, dass die Deutschen vermehrt ihre Steuern zahlen, erscheint jedoch fraglich. Vielleicht zieht der Abschreckungsfaktor ein wenig, aber überwiegend fällt auf, dass die Sympathien für Uli Hoeneß deutlich größer sind als die Mißachtung seiner Tat. Zuletzt konnte man dies an den lautstarken “Uli Hoeneß”-Sprechchören beim Fuji-Telekom Cup letztes Wochenende beobachten. Es ist ja schön, wenn die eigenen Fans ihrem wichtigsten Mann auch schwere Fehler verzeihen, aber es wird doch deutlich, dass man “so richtig bös'” nie mit ihm war.