Fußballclubs gehören nicht an die Börse

Nils 12. Juni 2014
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Kürzlich wurde bekannt, dass ein Einstieg der Deutschen Bank als Investor bei Borussia Dortmund angedacht war. Der BVB hätte auf diese Weise neue Anteile ausgeben und so an neues Kapital kommen können. Nach mehreren Gesprächen zwischen den Vorständen Fitschen und Watzke entschieden sich die Banker jedoch gegen eine Investition in einen Fußballclub.

Anders als in England oder Italien, wo Anteile der meisten großen Clubs frei gehandelt werden, hat in Deutschland nur Borussia Dortmund den Sprung an die Börse gewagt. Zwar haben viele Bundesligavereine wie zuletzt der HSV ihre Profiabteilung in eine AG ausgegliedert, allerdings ohne dabei frei handelbare Anteile auszugeben. Auf diese Weise will man die Kontrolle darüber behalten, wer als Investor einsteigt und sich Mitspracherechte erkauft.

Abgesehen davon sprechen zwei weitere Gründe gegen den Handel von Fußballaktien auf dem Börsenparkett:

Der erste Grund ist moralischer Natur. Wenn ein Fußballclub an die Börse geht, bietet er seine Anteile nicht nur großen Investoren an, wie sie zum Beispiel mit Adidas und Audi beim FC Bayern eingestiegen sind. Auch Kleinanleger können Aktien ohne großen finanziellen Aufwand erwerben. Ein gutes Bespiel für ein Unternehmen mit unzähligen Kleinanlegern ist VW, ein weniger gutes die Deutsche Telekom, bei deren Börsengang sich viele verspekuliert haben.

Die Öffnung für Kleinanleger ist bei Fußballclubs jedoch noch problematischer als bei klassischen Wirtschaftsunternehmen. Denn hier finden sich zuerst die eigenen Fans, die sich Anteile kaufen und zwar allein aus emotionaler Verbundenheit und ohne rechnerisches Kalkül. Fußballclubs verleiten die eigenen Anhänger zu einer unüberlegten Geldanlage, bei der jeder anständige Finanzberater heftig mit dem Kopf schütteln sollte.

Denn dass ein Investment in einen Fußballclub auch wirtschaftlich keinen Sinn macht, ist der zweite Grund gegen einen Einstieg an der Börse. Hauptziel eines an der Börse gehandelten Unternehmens ist seine Gewinnmaximierung. Fußballclubs nähern sich vielleicht in vielen Bereichen klassischen Wirtschaftsunternehmen an, aber in diesem wesentlichen Punkt werden sie sich immer unterscheiden: Fußballclubs haben das Ziel, sportlich erfolgreich zu sein und Titel zu gewinnen. Wirtschaftliche Aspekte sind dabei zwar wichtig, aber nie mehr als ein Mittel zum Zweck. Am besten hat dies Philipp Hasenbein, der Geschäftsführer der Vermarktungsagentur Sportfive, auf den Punkt gebracht (SZ Print vom 10.06.2014, Wirtschaft):

,,Beim Fußball dagegen ist es das Ziel, den maximalen sportlichen Erfolg zu erzielen, bei knappster Vermeidung der Insolvenz. Die Einnahmen müssen also immer so eingesetzt werden, dass sie den maximalen sportlichen, nicht den maximal finanziellen Erfolg garantieren.“

Die Deutsche Bank wird vermutlich wissen, dass man mit Fußballaktien keine Rendite erzielt und bei dem angedachten Einstieg beim BVB eher auf einen Imagegewinn spekuliert haben. Aktienkaufende Fußballfans hoffen aber vermutlich schon auf einen Gewinn. Um solche Hoffnungen nicht zu mißbrauchen, sollten Bundesligaclubs ihre Anteile nicht an Kleinanleger verkaufen.