Zitat des Tages: Oliver Wurm bringt den Fall Calhanoglu auf den Punkt

Flo 21. Mai 2014

Gestern hat 96-Verteidiger André Hoffmann seinen ohnehin bis 2016 laufenden Vertrag um zwei Jahre bis 2018 verlängert und damit ein klares Treuebekenntnis zum Verein Hannover 96 gegeben. Oder aber im Verbund mit seinem Arbeitgeber das gemacht, was schlicht den aktuellen Notwendigkeiten und Wahrheiten des Fußballgeschäfts entspricht. Dieses Phänomen hat heute der Journalist Oliver Wurm einrahmenswert in einem Facebook-Post auf den Punkt gebracht:

Es ist nicht schön. Aber es ist so. Und man muss es wohl akzeptieren.  Das Beispiel Hakan Calhanoglu zeigt: Verträge macht man nur noch, damit man Ablösesummen kassieren kann. Insofern hat Hakan abgeliefert. Er hat, ohne Klausel, bis 2018 unterzeichnet. Er hat damit in einer irre schwierigen Phase ein Zeichen gesetzt, danach toll gespielt – und jetzt bringt er rund 10 Mio mehr als er gekostet hat. Wirtschaftlich ist es vermutlich der sinnvollste Transfer der letzten 5 Jahre. Dass ein junger Mann, türkischer Nationalspieler mit Karlsruher Wurzeln – und mit Hamburg und dem HSV in etwa so verbandelt wie Mehmet Scholl oder Markus Lanz – nun die Chance nutzen will, Champions League zu spielen: Wer bitte will ihm das verdenken? Dass sich der HSV-Vorstand, immer im Bilde über seine Wünsche, hinstellt und auf harter Hund macht (und sogar Wetten anbietet, dass er bleibt), mag im ersten Augenblick richtig klingen. Ich denke aber, es ist falsch. Die Zeiten von Uwe Seeler, Charly Körbel und Michael Zorc sind vorbei. Ich bedaure das zutiefst. Aber wenn man sich der neuen Zeit stellen will, darf man der alten nicht nachweinen – sondern muss agieren. Statt jetzt einen 20-Jährigen den Fans zum Fraß hinzuwerfen, hätte man auch dies sagen können: “Wir haben mit Hakan gesprochen. Er hat in seiner Zeit alles für den HSV gegeben. Er fühlt aber nichts für diesen Club. Für ihn ist er ein Arbeitgeber. Wir wünschen uns Spieler, die ihre gesamte Karriere hier bleiben. Und wir werden nicht müde, diese Voraussetzungen zu schaffen. Bei Hakan ist es nicht gelungen. Wir müssen aber auch anerkennen: Wir sind noch nicht so weit. Wir haben ihm gesagt, dass er gehen kann, wenn ein Verein 13 Millionen auf den Tisch legt. Er hat uns frühzeitig informiert. Es tut weh. Aber wir akzeptieren das nun. Und sind ihm dankbar, dass er trotz des Wirbels bis zuletzt Leistung gebracht hat. Ob es in Ordnung ist, dass Bayer 04 in dieser Situation an ihn rangeht, das steht auf einem anderen Papier. Diese Vorgehensweise macht ihn jetzt zwei Mio teurer. Und darüber werden wir auch mit der DFL noch sprechen.” So, oder so ähnlich halt… Und dann zur neuen Saison die Reihenfolge auf dem Trikot ändern. Oben der Club, dann die Nummer, darunter der Name.

Besser kann man es wirklich kaum in Worte fassen.