Darf man die eigene Mannschaft auspfeifen?

Nils 21. März 2014
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Kevin Großkreutz hat laut SZ von heute eine klare Meinung zu den Pfiffen des Dortmunder Publikums, die am vergangenen Mittwoch bei der Niederlage gegen St. Petersburg durch den Signal Iduna Park hallten:

“Man kann über die Ultras sagen, was man will, aber die stehen immer hinter der Mannschaft. Wenn ich aber manche auf den Sitzplätzen höre, neuerdings immer dieses Gestöhne bei Fehlpässen oder bei Ballverlust: Das geht gar nicht.”

In Dortmund konnte man die Pfiffe wirklich nur als absurd bezeichnen. Der BVB hat viele Verletzte und konnte sich trotz Niederlage für das Viertelfinale der Champions League qualifizieren. Leiden auf sehr hohem Niveau.

Aber wie ist es woanders, wenn die Mannschaft wirklich über lange Zeit schlecht spielt und sogar die Ultras pfeifen?

In jedem Fall erreichen solch negative Reaktionen die Mannschaft unmittelbar während des Spiels, wie die Aussage des BVB-Spielers unterstreicht. Sie zeigen also Wirkung. Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man die Ausgangsfrage beantworten will: Darf ich die eigene Mannschaft auspfeifen?

Wenn ich mich als zahlender Besucher, als Kunde sehe, der als Außenstehender die Darbietung wie ein Theaterzuschauer betrachtet, dann wohl schon. Die Leistung ist schwach und das sollen die Verantworlichen auch hören.

Wenn ich mich aber als Teil des Vereins sehe, der am Erfolg mitwirken und so weit wie möglich unterstützen will, dann sind Pfiffe und enttäuschtes Aufstöhnen kontraprodukiv und nicht im Sinne der gemeinsamen Sache. Die Spieler werden im Zweifel nur noch mehr verunsichert.

Die Unterscheidung zeigt, dass auch die Vereinsführungen selbst ein Interesse daran haben sollten, ihre Stadionbesucher nicht als zahlende Kunden zu behandeln, denen man soviel Kohle wie möglich abknöpft. Wer 60 Euro Eintritt und 4 Euro für einen Softdrink zahlen soll, dem dürfte es eher schwer fallen, sich als Teil eines gemeinsamen Projekts zu fühlen. Und der pfeift dann vielleicht auch zurecht.