FIFA Klub-WM – Weltmeisterschaft der Langeweile

Tim 23. Dezember 2013
Logo der Fifa Klub-WM 2013 in Marokko

Wann hat die FIFA endlich Erbarmen mit dem gemeinen Fußballfan?!? Es scheint, niemals – als sei sie unerbittlich. Und leider ist sie das wohl auch, denn anders kann man die von der FIFA „Club World Cup“ genannte Veranstaltung nicht begründen.

Ja, wir sind Fußballfans und berauschen uns an dem Spiel. Wir nehmen Strapazen in Kauf, um unsere Lieblingsmannschaft zu sehen. Und manchmal reisen wir auch so quer durch die Lande, um neue Mannschaften, Stadien und Städte zu entdecken, die uns bis dahin unbekannt waren. Und alles nur aus Liebe zum Spiel.

 Die Klub-WM ist nicht für Fans, sondern zur Vermarktung erdacht

Genau das ist der Grund, warum uns die sogenannte Klub-Weltmeisterschaft in keinster Weise interessiert. Denn der Grund ihres Seins ist nicht die Begeisterung rund um das runde Leder, sondern die Gier nach Geld. Nach noch mehr Geld – durch Sponsoren, Fernsehrechte, Marketing in fußballerisch weniger erschlossenen Regionen. Der sportliche Wert der Klub-WM ist gleich null. Und für Fußballfans, die nicht dem Dauererfolg des FC Bayern hinterherhecheln,  sind die Spiele ungefähr so interessant wie das Testbild im Fernsehen, wenn das Signal abbricht. Und selbst für Bayern-Sympathisanten dürften sie eine arge Geduldsprobe darstellen.

Wer sich in den letzten Tagen gefragt hat, ob die Klub-WM neu eingeführt wurde, der muss sich nicht schämen, wenn er erfährt, dass es das Turnier bereits seit 2005 gibt. Die Jahre zuvor hieß der Wettkampf noch „Weltpokal“, bei dem sich der Sieger der europäischen Champions League mit dem Gewinner der südamerikanischen Copa de Libertadores maß. Also ein echtes Spitzentreffen der besten Mannschaften der mit Abstand besten kontinentalen Wettbewerbe – wenn auch im Namen „Weltpokal“ stets ein wenig Hybris mitschwang. Auch in der Stehplatzhelden-Redaktion machte sich Verwunderung breit, dass schon seit nunmehr acht Jahren um die Klub-WM gespielt wird. Unterstellen wir uns doch ein recht deutlich ausgeprägtes Fußballinteresse, doch von dem Turnier hatten wir bis dato nie Notiz genommen. Dem Rekordjahr des FC Bayern sei Dank, dass wir uns nun damit auseinandersetzen (mussten). Vermisst haben wir die WM der Vereine bis dahin wahrlich nicht.

Stell Dir vor es ist Klub-WM und keiner guckt hin

 Aber natürlich griffen die hiesigen Medien das Thema dieses Jahr auf. Denn immerhin ist das erste Mal eine deutsche Mannschaft dabei und die Hoffnung damit verbunden, dass es vielleicht doch das Interesse bei einigen Lesern/Zuschauern weckt und sich in höheren Verkaufszahlen oder Einschaltquoten niederschlägt. Doch ist die mediale Berichterstattung begründet? Oder wird hier ein Thema aufgebauscht, das die Leute wirklich nicht interessiert?

Fernseheinschaltquoten höher als gedacht

Bewertet man die Einschaltquoten von “Das Erste”, so scheint es entweder noch mehr Bayern-Fans zu geben als gedacht oder die Fernsehzuschauer haben doch ihre Liebe für die Klub-WM entdeckt. Zumindest schalteten 6,02 Mio. Zuschauer am Samstagabend das Finalspiel gegen Casablanca ein, was einem Marktanteil an den Gesamtzuschauern von 18,7% entspricht. Am Dienstagabend hatten offensichtlich noch weniger Menschen etwas Sinnvolles zu tun, zumindest verfolgten sogar 6,55 Mio. Fernsehzuschauer das Halbfinale des FC Bayern gegen Guangzhou Evergrande (Marktanteil 21,6%). Beachtliche Werte, auf den ersten Blick.

Nicht mehr ganz so beeindruckend sind die Quoten jedoch, wenn man sie einmal mit denen des letzten Abendspiels des FC Bayerns vergleicht. Das DFB-Pokal-Achtelfinale am 12. Dezember, einem Mittwochabend, bei dem die Münchner in der Arena des FC Augsburg antreten mussten, bescherte der ARD-“Sportschau” ab 20.30 Uhr  7,14 Millionen Zuschauer (23,1% Marktanteil an den Gesamtzuschauern). Unterm Strich bedeutet das, dass das bayrische Lokalderby im DFB-Pokal über eine Million Menschen mehr vor den Bildschirmen fesselte als das Finale des “wichtigsten” Vereinspokals der Welt (so müsste man die Klub-WM doch verstehen, oder?) an einem Samstagabend zur besten Sendezeit.

Mediale Berichtserstattung erzeugt Suchinteresse

Wir haben “Google Trends” befragt, ein Dienst, bei dem Google die Such-Trends für beliebige Begriffe seit 2004 anzeigt.  Es lässt sich nicht leugnen, dass in den letzten Tagen immer mehr Menschen nach “Klub WM” bei Google gesucht haben. Jedenfalls in Relation vielmehr als in den Jahren zuvor, in denen das Suchvolumen für den weltweit wichtigsten Titel auf Vereinslevel quasi kaum messbar war.

 

Ob das gesteigerte Interesse durch die Teilnahme des FC Bayern München zu begründen ist oder durch die mediale Berichterstattung überhaupt erst erzeugt wurde, lässt sich nicht trennscharf beurteilen. Wahrscheinlich ist, dass beides dazu beigetragen hat.

Frauen-Handball-WM oder Tischtennis-WM bewegt mehr Menschen

Interessant wird es, wenn man den aktuellen Hype ausblendet und sich das Suchvolumen von Januar 2004 bis Januar 2013 anguckt. Vergleicht man dabei den Suchbegriff “Klub WM” mit anderen Suchbegriffen wie “Frauen Handball WM” oder “Tischtennis WM”, so wird deutlich, dass sogar diese beiden Events mehr Interesse bei den Menschen erzeugt haben als das Reagenzglas-Turnier der FIFA.

 

Zumindest dann, wenn keine deutsche Mannschaft bei der Klub-Weltmeisterschaft am Ball ist. Bei Champions League- oder Fußball-Weltmeisterschaft-Finals ist dies anders. Hier ist das Suchvolumen auch in den Jahren ohne deutsche Beteiligung hoch, weil das Interesse generell vorhanden ist.

 

Immerhin: Klub WM dank FC Bayern spannender als Fußpilz

Eins bleibt der FIFA jedoch: Dank des FC Bayerns erzeugt die Klub-WM im deutschsprachigen Raum mehr Interesse als der Suchbegriff “Fußpilz” – zumindest kurzfristig. Blickt man auf den Verlauf der letzten Jahre und schreibt diesen Trend fort, dann ist allerdings davon auszugehen, dass der “Tinea Pedis” die Menschen bald wieder mehr bewegt als die Vermarktungsveranstaltung der FIFA.

 

Was bleibt ist Langeweile und ein ungutes Gefühl

Die Klub-WM ist überflüssig wie ein Kropf, da scheinen sich viele Fußballfans einig zu sein. Die Spiele selber gähnen vor Langeweile und bei den Zuschauern bleibt das mulmige Gefühl, gerade Zeuge einer Vermarktungsveranstaltung wie auf einer Butterfahrt gewesen zu sein. Das Gefühl, wenn einem ein windiger Verkäufer versucht etwas anzudrehen, das man gar nicht haben möchte. Da hilft nur eins, liebe Fußballfreunde: einfach abschalten.