Immer mitten in die Fresse rein. Über die Unsitte Ellenbogencheck.

Flo 7. September 2013

Man sieht diese Szenen jede Woche, so auch gestern, beim 3:0-Sieg der deutschen über die österreichische Nationalmannschaft. Es ist die 59. Minute, und Schiedsrichter Mazic zeigt Sami Khedira die gelbe Karte. Dieser gestikuliert leicht verzweifelt, frei nach dem Motto “Was hätte ich denn anders machen sollen?” – und genau hier liegt das Problem. Khedira wurde in der Tat für etwas verwarnt, dass er offensichtlich nicht in böser Absicht gemacht hat: Er hat beim Versuch, möglichst höher zu springen als sein Gegenspieler, eben jenem seinen rudernden Ellenbogen an den Kopf geschlagen. Und war damit gestern alles andere als allein.

Da Marcel Schmelzer aufgrund einer ähnlichen Attacke zur Pause verletzt das Spiel verlassen musste, hat sich die geschätzte BILD-Zeitung heute auch nicht entblödet, “Ösi schlägt zu – zwei Verletzte” rumzutiteln. Aber hier geht es weder um Vorsatz, noch darum, dass gestern die Österreicher besonders oft hingelangt haben (Wenn überhaupt, dann ist auch in dieser Statistik die deutsche Mannschaft gestern als ‘Sieger’ vom Platz gegangen. Man muss nur mal Herrn Kavlak fragen, der seine Träume von einer Karriere als Nasenmodel wohl begraben muss.) Das Problem ist wohl viel grundlegender, und damit auch komplexer. So drängt sich immer mehr der Eindruck auf, dass sich in rund 90% der Fälle  nicht irgendwelche stumpfen Treter dazu entscheiden, auch mal mit der anderen Extremität Schmerzen zuzufügen. Vielmehr scheint praktisch jeder Spieler zu versuchen, durch möglichst entschlossenes Gewedel noch einige Zentimeter höher angesiedelte Luft zu schnappen. Und nimmt dabei einfach stillschweigend in Kauf, seinem Gegenspieler den Ellenbogen ins Gesicht zu rammen. Ohne bösen Willen, nur aus sportlichen Gründen, aber eben auch sehr riskant und auf jeden Fall schmerzvoll. So eben auch im Fall Khedira und sämtlichen anderen ähnlich gelagerten Fällen, die wir gestern ‘bewundern’ durften.

Nun kann es nicht darum gehen, hier zu dramatisieren oder stumpf reaktionär härtere Strafen einzufordern. Jeder, der mal die Probe macht und selber versucht, möglichst hoch zu springen, wird oft genug ähnliche Armbewegungen machen. Aber dennoch kann man feststellen, dass es nicht sein muss, dass ein Spieler nicht weiterspielen kann, ein weiterer Spieler dreimal behandelt werden muss, und etliche Spieler heute Beulen und Brummköpfe haben, nur weil die Kopfballduelle gewonnen werden sollen. Insofern vielleicht mal ganz einfach, so als Bitte und so: Lasst es. Und eure Arme vom Kopf des Gegners schön weit weg. Danke, das Spiel wird es euch danken.