“Father and Son” – oder wie man merkt, dass man alt wird

Flo 30. September 2013

Am letzten Spieltag war es so weit: Bundesligadebüt für Martin Kobylański. Was zunächst wie eine Randnotiz des Nordderbys klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als bemerkenswerte Entwicklung. Zumindest für den Autoren dieser Zeilen, seines Zeichens Jahrgang 1979. Dass heutige Fußballer allesamt jünger sind, daran hat man sich als Kind der Siebziger schon lange gewöhnt. Nun kommt die fußballerische Erinnerung an das eigene Älterwerden aber noch deutlich drastischer daher. Eingangs genannter Martin Kobylański ist nämlich niemand Geringeres als der Sohn des ehemaligen Erst- und Zweitligarecken Andrzej Kobylański, bekannt vor allen Dingen für seine Stationen in Hannover und Cottbus. Exakt diese Vereinskombination steckt auch hinter einem weiteren aktuellen ‘Wiedergänger’, nämlich Leonardo Bittencourt. Während Junior nun bei Hannover 96 spielt, war Senior unter dem Künstlernamen Franklin mehrere Jahre an der Lausitz aktiv.

Und die Liste von fußballspielenden Nachfahren von Profibokern wird stetig länger. Dabei kann es zu durchaus amüsanten Entwicklungen kommen, wenn der Sohn das fußballerische Zepter des Vaters übernimmt. Es ist nämlich alles andere als gesagt, dass der Sohnemann auch die Position von Papi spielt. Mag dies beim Gespann Peter und Kasper Schmeichel noch sehr gut aufgehen, da sich beide für das Hüten des Kastens entschieden haben, hatte der Schwatte in dieser Angelegenheit schon deutlich weniger Vorbildcharakter. Ausgerechnet DER Strafraumstürmer der 90er Jahre, Ulf Kirsten, scheint auf seinen Sohn entweder wenig oder sehr viel Eindruck gemacht zu haben: Der hat sich nämlich für das exakte Gegenteil seines Vaters entschieden und ist ganz schmeichelesk Torhüter geworden. Ach, die Ironie: Statt Tore zu schießen, versucht Benjamin Kirsten nun nach besten Kräften, diese zu verhindern. Scheinbar wird die komplette post-pubertäre Revolution im Hause Kirsten nur dadurch verhindert, dass Kirsten Jr. bei Papas Heimatverein Dynamo Dresden angeheuert hat.

Nun ja, wie dem auch sei. Wenn man sieht, dass die Söhne von Helden bzw. Antihelden der eigenen Jugend auf einmal selber Fußball spielen, ist auf jeden Fall Demut vor dem eigenen Alter angesagt. Und besser wird das ja auch nicht mehr. Da kann man fast schon dankbar sein, dass Cha Du-Ris Sohn, also Cha Bum-Kuns ENKELKIND, erst 2011 geboren wurde. Und dennoch, eines dürfte sicher sein: Fortsetzung folgt an gleicher Stelle, ca. 2030.