“Trainer”, der neue Film von Aljoscha Pause
Der WDR zeigte den neuen Fußball-Film “Trainer” in einer Vorpremiere. Die Langzeit-Dokumentation ist absolut sehenswert. Man gewinnt die Erkenntnis, dass bei diesem Beruf besonders eine Fähigkeiten abverlangt wird: dem unendlich grossen Druck standzuhalten. Ach ja, und dann hat Frank Schmidt vom FC Heidenheim in diesem Streifen eine Bewerbung für höhere Aufgaben abgelegt.
Zu einem Happyend kommt es nicht. Alle drei Protagonisten des Films erleben Enttäuschungen in dieser Saison. André Schubert vom FC St. Pauli trifft es als Erster. Nach nur sieben Spielen wird er beurlaubt. Ausgepumpt. Aussortiert. Arbeitslos. Er muss wieder zu sich finden. Er muss es nun aushalten können, dass er plötzlich Zeit hat. Viel Zeit. Man sieht ihn in einer Schneelandschaft über ein Feld joggen. Und wie er seine besten Kumpels trifft, die er während der letzten Jahren so selten gesehen hat.
Aus den Käfigen Berlins
Dann ist da auch noch Stephan Schmidt vom SC Paderborn. Der Typ ist eine Mischung zwischen ehrgeizigem Abiturienten und unsympathischem Grossmaul: “Ich war als Kind häufig auf der Straße. Bin in den Käfigen Berlins gross geworden. Dort herrscht ein raues Klima.” Das Klima kühlt sich auch in Paderborn ab. Der Jungtrainer (Jahrgang 1976) muss zwei Runden vor Saisonende gehen.
Frank Schmidt, der nächste Klopp?
Der Held des Films ist Frank Schmidt vom FC Heidenheim. Er ist ein Bär, ein Schelm, ein Fuchs, eine Stimmungskanone. Er motiviert und schreit. Er hört zu und tröstet. Er freut sich, schmunzelt und springt wie ein Reh über den Platz, wenn seine Jungs das Tor treffen. Vielleicht ist er der nächste Klopp. Oder der nächste Truchel. Sicherlich hat er mit dieser Rolle im Film von Aljoscha Pause (“Tom meets Zizou”) die Bewerbung für höhere Aufgaben abgelegt. Auch er, der den Verein seit 2007 trainiert und von der fünften in die dritte Liga geführt hat, hat am Ende ein trauriges Gesicht. Seine Mannschaft verpasst im letzten Spiel die Möglichkeit auf einen Aufstieg.
Wunderbare Aufnahmen und umkommentierte Zitate
Der Film, der weder Taktik-Geheimnisse erzählt noch über Spielsysteme philosophiert, zeigt eine extrem nahe Aufnahme des Alltags von Profi-Trainer. Kabinen-Aufnahmen gehören ebenso dazu, wie Interviews mit den Protagonisten, wie sie zu Hause sitzen und reflektieren – über die Einsamkeit und den Druck, den man aushalten muss in diesem Beruf. Die wunderbaren Aufnahmen und die umkommentierten Zitate sind die Stärke des Films “Trainer”. Schade eigentlich, dass sich kein Protagonist aus der obersten Liga hat finden lassen für dieses Projekt von Aljoscha Pause. Thomas Schaaf soll angeblich schon fast zugesagt haben, als ihm Klaus Allofs in letzter Sekunde noch den Riegel vorschob. Werder Bremen so nahe vor dem Abgrund so intensiv mitzuerleben, das wäre einmalig gewesen in der letzten Saison.
»Trainer!« wurde erstmals in einer gekürzten Fassung am 3. Juni 2013 im WDR gezeigt. Ab dem 11. Juni läuft der Film dann in ausgewählten Kinos. Die DVD mit etlichem Bonusmaterial ist ab dem 28. Juni 2013 im Handel erhältlich. Und noch für einige Tage kann man den Film kostenlos in der WDR-Mediathek sehen.
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Die beste Doku (bzw. Film), die ich seit Ewigkeiten gesehen habe.
Schade, dass man den Film nicht in der Mediathek sehen kann.
Für Fußballer aber auch einen Kauf wert.
Absolut ! Das ist gut investiertes Geld. Danke für den Kommentar, Peter!