Sternstunde des deutschen Fußballs – ein Rückblick auf das Finale

Thomas 26. Mai 2013

Was für ein Abend! Was für ein Finale! Was für ein Törchen in der 89. Minute! Was für ein Stadion! Es war eine Sternstunde, über die wir noch in 50 Jahren unseren Urenkel-Kinder erzählen werden. Die Stehplatzhelden sind noch immer im Rausch – ein Potpourri aus Erinnerungen, Eindrücken und Zitaten über das Spiel der Spiele, das Finale der Champions League 2013 zwischen Bayern und Dortmund.

Vor wenigen Wochen im National Football Museum in Manchester: An der Wand entdecken wir ein Zitat von einem der Größten überhaupt:

Zwei Tage später dann besuchen die Stehplatzhelden mit offenen Münder den Tempel in Nord-London. Es ist einfach ein Prachtsbau, es ist die Perfektion eines Fußball-Stadions. Es ist großartig. Es ist geil.

Und nun wurde Wembley gestern gefüllt: Rot und gelb. Mit vielen Fahnen und lauten Gesängen. Und mit zwei Mannschaften, die sich ein Spiel boten, das auf sehr hohem Niveau war. Da war viel Tempo und Eleganz drin, aber auch Risiko und Kampf. Und ein entscheidendes Törchen kurz vor Schluss. Fazit: Großartig.

Wir sammeln Eindrücke:

Manuel Neuer platzt vor Stolz: “Das ist ein überragendes Gefühl. Nach dem 1:1 ist mir aber der Arsch auf Grundeis gegangen.” Die Spielverlagerung analysiert: “Zum Schluss war der Zeitpunkt des Tores etwas tragisch. Das mögliche Spektakel einer längeren Dortmunder Aufholjagd wurde ebenso verhindert wie eine potentiell grandiose Verlängerung. Von jetzt auf gleich hatte Bayern das gut gefüllte Fass versiegelt und weggepackt.” Die 11 Freunde sticheln: “Unsere Gedanken sind natürlich auch bei Uli Hoeneß. Während die anderen morgen früh ihren Rausch ausschlafen, wird er weinend in seinem leeren Swimming Pool sitzen und das Börsen-Mosaik wegmeißeln. Zuerst den Bären. Dann den Bullen.” Die BILD-Zeitung heimat-verbunden und poetisch: “Grüß Pott! Das Ding ist jetzt ein Bayer!” Und BLICK verfolgt ganz aufmerksam die Eidgenossen im Stadion: “Xherdan Shaqiri sitzt im Champions-League-Final zwar 90 Minuten auf der Ersatzbank. Doch nach dem Schlusspfiff fallen beim Schweizer Nati-Star alle Hemmungen. Der Kraftwürfel feiert an vordester Front mit. Shaq herzt seine Mitspieler und stemmt stolz den Henkelpokal in den Londoner Nachthimmel. Immer dabei: Die Schweiz- und Kosovo-Flagge.” Die Süddeutsche Zeitung auch im Moment des Feierns ganz nüchtern: “Die Fallhöhe nach zwei verlorenen Endspielen in drei Jahren war einfach enorm. Unvorstellbar, wäre das nun wieder schief gegangen. Und es hätte durchaus schief gehen können, die Dortmunder waren ein würdiger, ein lange Zeit ebenbürtiger Gegner, der dieses Finale durchaus hätte gewinnen können.” Und zum Schluss noch die Einleitung vom The Guardian: “It was a night of outstanding drama, fully reaffirming all the eulogies about German football, and when it was all done Bayern Munich had won their fifth European Cup and we were reminded what a brutal business football can be when it comes to making losers of heroes.”

Wir sagen vielen Dank, Fußball.