Haut ab, Hools. Bekenntnisse eines Stehplatzhelden.
Auch diese Woche hatte wieder an insgesamt drei bundesdeutschen Spieltagen in Liga und Pokal einige schöne Szenen, Tore und Spiele zu bieten. Natürlich auch einige weniger schöne Spiele. Und eben auch ganz unschöne Szenen, nebst den dazu gehörenden Debatten, die irgendwie auch nicht weiterhelfen. Schauplatz diese Woche: Hannover. Selbst wenn man wie ich aus gutem Grund nicht dem Pokalspiel zwischen Hannover 96 und Dynamo Dresden beiwohnte, konnte man schon auf dem Nachhauseweg bestaunen, was für ein Polizeiaufgebot in Hannover aufgefahren wurde. Und wie sich (wohl) herausstellte, auch nicht so ganz zu unrecht. Auch wenn die ganz großen Schweinereien ausblieben, so kam es doch wieder zu diversen Zwischenfällen und einer insgesamt wenig erfreulichen Stimmung und vielen Zwischenfällen. Und auch die Vereine standen abermals im Mittelpunkt. Dynamo Dresden reagierte am nächsten Tag mit einer bemerkenswerten (ebenso deutlichen wie auch verzweifelten) Pressemitteilung, und Hannover 96 bzw. der Vereinspräsident Martin Kind wiederholten die eigene, deutliche Kritik an den BengaloPöbelFans und drohten mit Konsequenzen.
Nun soll es in diesem Artikel nicht darum gehen, ob Kind generalisiert oder seine vorgeschlagen Maßnahmen über das Ziel hinaus- bzw. an selbigem vorbeischießen. Das ist wohl so, und dafür muss er, der ja selber die Öffentlichkeit sucht, sich auch öffentliche Widerworte gefallen lassen, wie auch schon in der Causa Haarmann geschehen. Aber unter dem Strich bleibt: Wer jetzt denkt, dass es ausreicht, Vereinsverantwortliche für deren Verzweiflungstaten zu kritisieren und sich als Fan in Sippenhaft genommen zu fühlen, der denkt reichlich und fatal kurz. Denn letztlich sind es halt doch die, Entschuldigung, Vollidioten, die den Fußballfans den Sport zerstören. Auch auf die Gefahr hin, eine ebenso schlichte Kausalkette wie Herr Kind oder seine Kritiker zu verwenden: Hätten wir die Probleme zwischen Fans, Clubs und Sicherheitskräften ohne die einschlägigen 5%? Und überhaupt, was hat Fußball mit potentiell lebensgefährlichen Feuerwerkskörpern in Menschenmassen, bis ins gewalttätige gehende (organisierte) Aggressivität und Bedrohung der eigenen Mannschaft, “gegnerischer” Fans oder von simplen Passanten zu tun? Genau, gar nichts. Und würde im Ernst irgendjemanden etwas fehlen, wenn diese HerrenDamen sich ein anderes Betätigungsfeld suchen? Ich denke nicht. Insofern geht hier ein Aufruf an alle Fußballfans, die echt keine Lust auf italienische Verhältnisse haben: Beobachtet kritisch, was Vereine, Verbände und Sicherheitsbehörden rund um den Fußball machen, aber vergesst nicht, das gleiche mit denen zu tun, die unseren Sport wirklich gefährden.
Ach ja: Hannover gewann im Elfmeterschießen. Da war ja noch was. Fußball.
“Verantwortung für Vorfälle der gestern erlebten Art tragen aber auch diejenigen, die sie nicht verhindern” (PM Dynamo Dresden)
Eine treffende Formulierung, die sich auch problemlos auf andere Fanblöcke übertragen lässt, die gemäß ihres Selbstbildes für Stimmung im Stadion sorgen. Ob nun die strikten Maßnahmen, die Hannover 96 als Konsequent aus einigen Europaleaguespielen und des Pokalspieles ergreift, Wirkung zeigen oder aber über das Ziel hinausschießen und zur Radikalisierung der Ultras führen, beibt abzuwarten (http://www.haz.de/Nachrichten/Sport/Fussball/Hannover-96/Ende-der-Privilegien-fuer-die-96-Ultras). Denn, so die Wahrnehmung der Fanorganisationen, es sind ja nicht die Ultras, die sich nicht an Spielregeln halten, sondern nur eine kleine Minderheit unter dem Tarnmantel der Fankurve, die über die Stränge schlägt.
Nur wundere ich mich bei dieser Darstellung regelmäßig, wieso die offensichtlich friedliche Mehrheit in der Kurve passiv bleibt oder aber aktiv wegschaut. Siehe auch Satz 1.