Dinge von Denen. Fußballkommentatoren kommen ihrem Job nicht nach.

Flo 28. Oktober 2012

Heute ist ABSOLUT Fußballhistorisches passiert. Bayer 0,4 mg Leverkusen hat in einem Münchener Vorort drei Punkte geholt. Das ist das letzte Mal passiert, als noch Marek Lesniak für die Pillendreher stürmte. Und auch sonst ist niemand mehr dabei, der damals hüben wie drüben sein Monatsgehalt verdient hat.

Aber der Sonntag hatte noch mehr Epochales zu bieten: Denn Hannover 96 hat nach 22 Bundesligaheimspielen in Folge zum ersten Mal wieder dem Gast drei Punkte mit auf die Reise gegeben, als sie Borussia Mönchengladbach innerhalb von 9 Minuten ein 2-0 in ein 2-3 umwandeln ließen. Und wer war damals, am 30.04.11 der Gegner (als, so sei der Fairness halber angemerkt, immerhin 16 Spieler aufliefen, die heute auch auf dem Platz standen)? Richtig, die Fohlenelf. Zufälle gibt’s.

Und woher weiß ich diese unglaublich relevanten Information? Natürlich von meinen Freunden vom Pay TV, die mich mit allen Informationen versorgen, die mich wirklich nicht sonderlich interessieren. Und damit ihrer gesamten Linie treu blieben. Denn wenn es gerade nicht irgendeine weitgehend irrelevante Spielart der Statistik ist, die von einem fleissigen Praktikanten aus dem VHS-Archiv destilliert wurde, dann reden die HerrenDamen von Sky und Liga Total eben über den jeweiligen Grad an Galligkeit, rufen zum Fanvoting über eine uninspirierte Ja/Neinfrage auf oder analysieren eine Schiedsrichterentscheidung, die sie ad nauseam (vulgo: bis zum Erbrechen) widerholen, anzoomen und debattieren. Nur um eines geht es bei dieser Zelebrierung von fußballerischen Randständigkeiten immer weniger, so habe ich das Gefühl. Um den Fußball. Das Spiel und der Sport Fußball. Um taktische Ideen, um technische Leistungen, um alles, was wirklich zentral mit dem Spiel zu tun hat und sich nicht durch Kameratechniken, zotige Einschätzungen von 80er-Jahre-Kickern (à la “Fußball ist ein Männersport”), die rote Taste auf der Fernbedienung oder Exceltabellen bewerkstelligen lässt. Sondern nur durch Beschäftigung mit dem Thema und Nachdenken über die Materie. Da würden dann die “Experten” in der Halbzeit und kurz nach Abpfiff auch weniger definitive Meinungen zu JEDEM Spiel verkünden können, die sie scheinbar auf 6-8 parallelen Fernsehern gesehen haben, sondern wirklich substantielle Eindrücke von einem Spiel, was sie sich auch tatsächlich als Fußballspiel angesehen haben und nicht als Zapping-Äquivalent in der Konferenz.

So verharren sie aber beim Debattieren über Nebensächlichkeiten und informieren mich damit ständig über Dinge, von denen ich gar nichts wissen will. Mal wieder ist es also die beste Band der Welt, die den richtigen Song zur Lage liefert. Danke in die Hauptstadt.