Phrasen und ausgeleierte Sprüche… Köln gegen Leverkusen 0:2 (0:1)

Jan 28. Februar 2012

Als Kommentator einer Bundesligapartie hat man es ganz sicher nicht einfach. Leicht hat man es dagegen als Sofasportler, der nicht nur jeden noch so schwierigen Ball ”ganz sicher verwandelt hätte, wenn nicht die alte Knieverletzung seinerzeit dazwischen gekommen wäre…”, sondern man kann sich auch an den Versprechern oder einfach den eigenwilligen Konstrukten der deutschen Grammatik erfreuen.

Ein Beispiel ist die Mode von vor 2-3 Jahren, in der einfach der bestimmte Artikel vor Nomen entfernt wurde: ”Deutsche Nationalmannschaft spielt heute…” Dieser Abart ist zunehmend der sog. ”Matthäus-Form” gewichen, denn nun wird der unbestimmte Artikel einfach an Stellen genutzt, wo er eigentlich gar nicht gebraucht wird. Die Formulierung ”Einen Michael Ballack kann man so nicht behandeln” suggeriert eigentlich, dass dies für mehrere Personen gelte. Das ist aber nicht so gemeint, soll sich wohl aber besser anhören.

Diese grammatikalischen Verdrehungen sind, finde ich, noch ganz gut zu ertragen, denn geben den Kommentaren eine gewisse Würze und sorgen für Erheiterung.

Anders hingegen stellt es sich bei wirklich schon seit langem überstrapazierten Aussagen dar, die einfach inflationär gebraucht werden. Die ”Weltklasse-Parade” ist zwar seltener geworden, trotzdem aus meiner Sicht noch zu oft zu hören. Als Zweites darf natürlich das feine Wort ”ausgerechnet” nicht fehlen, dass sich auf den auch hier im Blog schon zitierten Statistik-Spielchen der ”ran-Datenbank” stützt. ”Ausgerechnet Spieler XY, der vor zig Jahren einmal mit seinem Dreirad an dem Stadion vorbei gefahren ist usw…..”

Das I-Tüpfelchen eines jeden Spielkommentars konnte man dann aber am letzten Samstag wieder einmal in der Sportschau erleben: Hier war es Steffen Simon, der die Partie Köln gegen Leverkusen kommentierte. Lars Bender war sicher einer der besseren Spieler auf dem Platz, aber warum nur muss der Kommentator sich zu der Aussage hinreissen lassen: ”Bender überragender Spieler auf dem Platz, nicht nur wegen seiner zwei Tore”? Klar, man kann auch ein gutes Spiel ohne Tore abliefern, aber dieser Nachsatz ”nicht nur wegen seiner zwei Tore” ist für mich einfach erstens deplatziert uns wird zweitens viel zu oft benutzt. Soll das die analytischen Fähigkeiten des Kommentators hervorheben, damit der Sofasportler zu dem Schluss kommt: Guter Typ, der sieht nicht nur die Tore, sondern auch die gesamte Spielanlage….? Ich weiss es nicht. Deswegen meine ich, der Spruch gehört auf den Kommentator-Sprüche-Index und darf höchstens am Stammtisch herausgeholt werden, eben um die eigenen analytischen Fähigkeiten zu unterstreichen.