Hannover 96 schlägt den FC Bayern: Beckenbauer hat’s gewusst

Tim 23. Oktober 2011

“Eintagsfliege”. “One Hit Wonder”. “Glück gehabt”. Die Einschätzungen der Experten über Hannover 96 nach der letzten Saison, die die Niedersachsen überraschend auf Platz vier und damit auf einem Europa-League-Platz beendeten, waren eindeutig. Niemand traute dem Team von Mirko Slomka zu, in dieser Saison an die Leistung der Vorserien anzuknüpfen. Beurkundet und verplombt wurde diese Einschätzung dann schlussendlich der “Lichtgestalt des deutschen Fußballs”, Franz Beckenbauer, höchstpersönlich, der vor der Saison sagte: “Wenn eine der Überraschungsmannschaften des Vorjahres in dieser Saison Probleme bekommen wird, dann ist es Hannover 96. ”

“Wenn eine der Überraschungsmannschaften des Vorjahres in dieser Saison Probleme bekommen wird, dann ist es Hannover 96. ” (Franz Beckenbauer vor der Saison)

Heute, am 10. Spieltag der Bundesligasaison 2011/2012, fügte genau dieses 96 dem FC Bayern in einem aufreibenden, hochklassigen Spiel die zweite Niederlage der Hinserie zu. Das Spiel bot genug Szenen, die man diskutieren und an denen man herumdeuten kann – wohlgemerkt auf beiden Seiten. Was man nicht in Frage stellen kann ist, dass “Die Roten” bislang eine blitzsaubere Saison spielen: mit 18 Punkten ist man aktuell erneut Tabellenvierter, in der Qualifikation zur Europa League besiegte die Elf das spanische Spitzenteam FC Sevilla und steht nun nach der Hinrunde der Gruppenphase mit fünf Punkten aus drei Spielen ordentlich da, und im DFB-Pokal hat der Club am Dienstag gegen Mainz die Chance, in die dritte Runde einzuziehen.

Dass der Höhenflug von Hannover 96 in der abgelaufenen Saison nur dank der schwächelnden Konkurrenz möglich war, hat die Mannschaft eindrucksvoll widerlegt. Zeit, die Leistungen von Manager Jörg Schmadtke, der diese Mannschaft intelligent und mit viel Fingerspitzengefühl zusammengestellt hat, sowie von Mirko Slomka und seinem Trainerteam, die es es geschafft haben, jeden Spieler besser zu machen und aus 25 Einzelakteuren eine verschworene Gemeinschaft zu formen, Respekt zu zollen. Auch wenn Schmadtke selbst sagt, dass sich 96 “auf einem Niveau stabilisiert, auf das wir von der Struktur her gar nicht hingehören”, man wird sich an das Tabellenbild mit Hannover 96 in der oberen Hälfte gewöhnen müssen.

“Wir stabilisieren uns auf einem Niveau, auf das wir von der Struktur her gar nicht hingehören.” (Jörg Schmadtke)

Was bedeutet dies für die Liga? Mehr Abwechslung, Spannung und vor allem Spiele mit schnellen, direkten Kombinationen und Angriffsfußball auch gegen Topmannschaften. Nach Borussia Dortmund und Werder Bremen hat das nun auch Bayern München zu spühren bekommen. Und “Kaiser Franz” ist mit dieser Erkenntnis noch ein Stückchen weiser geworden.