Asterix und Knoppers. Ein Zweiakter über das merkwürdige Verhältnis von Alkohol und Fußball
Akt 1: Bahnhof Uelzen, morgens um halb zehn. Anhänger des Bundesligavereins Hannover 96 machen sich auf den Weg, der Erstrundenpartie gegen Fünftligist Anker Wismar in Lübeck beizuwohnen. Nach 50 Minuten Fahrt im alkoholfreien Metronomzug wird die Wartezeit auf den nächsten Zug von 90 % der Beteiligten genutzt, um ein Frühstückchen in Form eines gar nicht mal so kühlen Blonden einzunehmen. Dabei spielt es offenbar keine Rolle, ob der Kegelclub, Eltern mit ihren Kindern oder eine Jura-Repetitoriums-Gruppe unterwegs ist. Gleich welches soziale Milieu, ein Großteil der Fans wird das Spiel doppelt sehen und auf der Rückfahrt dafür sorgen, dass an diversen Bahnhöfen ein Großaufgebot an Polizisten auf die angeheiterte Truppe aufpassen muss.
Akt 2: Wir befinden uns bei der Europapokal-Partie Hannover 96 – Sevilla FC. Das ganze Stadion ist eine alkoholfreie Zone. Das ganze Stadion? Nein! Ein von finanzstarken Zuschauern bevölkerter VIP-Bereich muss nicht damit aufhören, dem Alkohol zu frönen, hier wird weiter ausgeschenkt. Die feinen Unterschiede.
Anders in Italien: Haben uns mal an einem Sonntag Nachmittag vor einem Heimspiel der AS Roma mit Bier in der Hand vors auf eine Tiber-Brücke gesetzt. Ohne Bier in der Hand hätten die vorbeiströmenden Leute uns wohl nur dann genauso angestarrt, wenn wir ohne Hose dort gesessen hätten.
Dort wird vor während des Spiels zwar kein Alkohol, dafür aber Kaffee und Herbs de Provence konsumiert. Nur die Polizei wird genauso benötigt.
Wäre eigentlich mal interessant zu wissen, ob der gemeine Auswärtsfußballfan signifikant öfter an Leberzirrhose leidet als der Rest der Bevölkerung.
oder, noch viel spannender: wie sieht es bei den vip-gästen aus? die dürfen ja immer.