Hannover 96 schlägt den FC Bayern: Leidenschaftliche Sachlichkeit
Es ist der 25. Spieltag der Fußballbundesliga und im Spitzenspiel stehen sich der Tabellendritte und -vierte direkt gegenüber. Tabellenvierter ist der große FC Bayern, was an sich schon eine kleine Überraschung ist. Sind die Münchner doch zum jetzigen Zeitpunkt einer Saison doch meist auf einem der ersten beiden Plätze anzutreffen. Doch noch viel Erstaunlicheres entdeckt man bei genauerem Hinsehen auf Tabellenplatz 3: Hannover 96 hält sich bis dato hartnäckig in der Spitzengruppe, was nach der vergangenen Horrorsaison mit dem tragischen Tod von National- und 96-Torwart Robert Enke und dem grade noch vermiedenen Abstieg wohl nicht einmal die größten Optimisten für möglich gehalten hätten.
Trotz dieser Tabellenkonstellation reisten die Münchner als klarer Favorit in die niedersächsische Landehauptstadt, hatten sie nicht zu letzt aufgrund der beiden schmerzhaften Niederlagen gegen Borussia Dortmund sowie Schalke 04 einiges gut zu machen. Doch was sich dann in den nächsten 90 Minuten auf dem Rasen ereignete, war ein Spiegelbild der bisherigen Saisonverläufe beider Vereine.
96 legte die Laufbereitschaft und die Aggressivität an den Tag, mit denen sie schon manche Gegner bezwungen hatten. Hinzu kam, dass die Mannschaft vor Selbstvertrauen strotze und trotz des Ausfalls ihres Toptorjägers Ya Konan das überfallartige Angriffsspiel in beeindruckenderweise vortrug.
Und die Bayern? Der Druck, der nach dem Ausscheiden aus dem Meisterschaftsrennen sowie dem DFB-Pokal auf den Schultern der Spieler lastete, war der Mannschaft bei jedem Schritt anzusehien. Bieder und einfallslos präsentierte sich die Van-Gaal-Truppe. Daran konnte auch ihre vielgerühmte Flügelzange Robben-Ribbery nichts ändern, die sich gegen die souveränen Außenverteidigern von 96 nur selten in Szene setzen konnten. Der Rest war Altbekanntes: eine bei schnellem Spiel des Gegners überforderte Deffensive sowie fehlende mannschaftliche Geschlossenheit ohne gegenseitiges Aufbauen, wenn es mal nicht rund läuft.
So ergab sich ein Spiel, das die knapp 50.000 Zuschauer im Stadion wohl nicht so schnell vergessen werden. 96 ging nach einem Klasse Konter bereits nach einer guten Viertelstunde 1:0 in Führung. Doch anstatt aufzustecken spielte das von Trainer Mirko Slomka optimal eingestelltes Team beherzt weiter nach vorne und wurde kurz nach der Pause nach einem fulminanten Schuss des U21-Nationalspielers Konstantin Rausch mit dem 2:0 belohnt. Die Bayern schienen sich nicht mit der Niederlage abfinden zu wollen und bäumten sich noch einmal auf. Doch dem Anschlusstreffer durch Robben folgte nur wenige Minuten später nach einem kapitalen Schnitzer von Jungtorwart Kruft das vorentscheidende 3:1 von Sergio Pinto. Die Sensation war perfekt.
Doch war es überhaupt eine Sensation? Hannover spielte wie immer in dieser Saison: abgeklärt, sachlich, gepaart mit viel Leidenschaft und Willen. Gleichzeitig konnte die Münchner wie schon häufiger in dieser Spielzeit nicht an ihre Spielfreude und Dominanz des Vorjahres anknüpfen. So stand am Ende der 90 Minuten ein verdienter Sieg der Slomka-Elf. Ein Sieg, der überrascht, aber den man dieser hannoverschen Mannschaft sogar im Vorfeld zugetraut hatte.
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