Der Niedergang der Serie A
“Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt”, wurde gestern in München gesungen und beim FC St. Pauli protestieren die “Sozialromantiker” gegen die fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs. Dennoch dürfte die Bundesliga insgesamt dem Unmut der Fans relativ gelassen entgegensehen; die Zuschauerzahlen steigen von Saison zu Saison.
Dramatischer Zuschauerschwund ist hingegen in der italienischen Serie A vorzufinden. Das römische Derby heute fand vor spärlichen 37.000 Zuschauern statt. Die “tribunas” auf den langen Geraden des über 70.000 Besuchern fassenden Stadio Olimpico blieben fast vollständig leer. Vor einigen Jahren waren die Schwarzmarktpreise noch schwindelerregend und die Stimmung grandios. Heute passte der römische Regen zur tristen Atmosphäre. Nur die zwei Tore von “er pupone”, wie der ewige Capitano und einst großartige Francesco Totti zur Zeit gerufen wird (Riesenbaby), und die zwei Platzverweise für Kopfnuss und Meckern erinnerten an heiße Derbys.
Der Gedanke “früher war alles besser” mag oft aufgrund verzerrter Erinnerungen und Ängsten vor Veränderungen entstehen, der Abstieg des italienischen Fußballs ist jedoch nicht zu übersehen. Das Traumziel aller Fußball-Legionäre ist längst keines mehr. Die Squadra Azzurra (Weltmeister 2006!) spielt nur noch Rumpelfußball und die Zuschauer kommen nicht mehr in die Stadien. Zu oft gab es gewalttätige Ausschreitungen, initiiert von den durch rechtsextreme Gruppen unterwanderten Ultras. Die früher zahlreich in den Stadien zu findenden Familien bleiben da lieber zuhause auf dem Sofa. Auch zahlenmäßig hat die Bundesliga der Serie A den Rang abgelaufen, indem sie in der UEFA-5-Jahreswertung vorbeizog.
Insgesamt ist der Fußball Italiens zur Zeit ein deckungsgleiches Abbild der politischen Verhältnisse eines Landes, das international leider immer mehr an Bedeutung verliert und immer weniger ernst genommen wird.
Ja, ein Trauerspiel ist das. Auch bei den Juve-Heimspielen finden sich selten mehr als 20.000, 30.000 Zuschauer im weiten Rund – nicht einmal gegen die Top-Klubs aus Milano oder Rom. Da fällt es schwer sich daran zu erinnern, als die Serie A die stärkste Liga der Welt war und sich damalige Weltstars wie Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann, Ruud Gullit oder Marco van Basten die Ehre gaben.
Man kann nur hoffen, dass da irgendwann die Verantwortlichen zur Besinnung kommen – und damit dann auch wieder die friedlichen Fans ins Stadion.