Sinn und Unsinn der Fairplay-Wertung

Nils 24. Februar 2011

Es lief die 97. Minute, das Spiel war längst entschieden. Ein Großteil der Zuschauer hatte bereits das Stadion verlassen. Der VfB Stuttgart lag bereits 0:2 hinten und hätte aufgrund der Hinspielniederlage noch 4 Tore schießen müssen, um sich im Achterfinale der Europa League gegen Benfica Lissabon durchzusetzen. Dennoch könnte die letzte Aktion des Spiels weitreichende Folgen haben: Stuttgarts Kuzmanovic trat dem enteilten Carlos Martins von hinten in die Waden und sah für dieses Frustfoul folgerichtig den roten Karton. Ihm wird es herzlich egal sein, da der VfB in der nächsten Saison eher in der 2. Bundesliga als in der Europa Liga spielen wird.

Der SC Freiburg oder einer seiner Tabellennachbarn aus der Bundesliga (z.B. Mainz, HSV) könnten das anders sehen:  Grund dafür ist, dass die UEFA für das Herkunftsland der fairsten Europapokal-Teams im Sommer weitere Startplätze in der Europa League vergibt. Deutschland lag bis eben knapp hinter Schweden und Irland, ein weiterer Startplatz war greifbar nah. Weil zur Zeit Borussia Dortmund und Bayern München auch die Fairplay-Wertung der Bundesliga anführen (Kartenstatistik), wäre dieser zusätzliche Platz am Saisonende an den 6. der Bundesliga gegangen. Und hier kommt der SC Freiburg ins Spiel…

Weil vor wenigen Minuten aber Zdravko Kuzmanovic die eingesprungene Sense richtig Kniekehle ausfuhr, dürfte eine Bundesliga-Mannschaft am Saisonende für Platz 6 nur die goldene Ananas gewinnen. Ungerecht? Vielmehr ein unsinniger Modus. Vor allem wenn man betrachtet, dass die UEFA bei der Vergabe der Fairplay-Plätze nicht nur die objektive Kartenstatistik heranzieht, sondern auch “Respekt vor Gegner und Schiedsrichter” sowie “Verhalten von Offiziellen und Fans”. Klingt nach reichlich Potential zum Mauscheln à la Sepp Blatter. Auch wenn dieser in der UEFA zum Glück wenig zu melden hat.