Gestern Abend lief beim NDR die sehenswerte Doku “Referees at Work”.

Howard Webb, Roberto Rosetti und Massimo Busacca kannte ich bisher nur in Schiedsrichteruniform mit Trikot in hochgezogener Buxe. Die Close-Ups der gewohnten Live-Übertragungen zeigen regelmäßig auch nur ein aufgesetztes Pokerface der Unparteiischen – von Markus Merks nervigem Augenzwinkern einmal abgesehen.

Der Film von Jean Libon erlaubt weit tiefere Einblicke in den Alltag der Referees. Zunächst bekommt der Zuschauer Aufzeichnungen der Funk-Kommunikation zwischen Schiri und Assis geliefert. Die zugeworfenen Wortfetzen und der ruppige Ton (“Shut up!”) machen sehr schön deutlich, unter welchem Druck die Herren in bunt allein während des Spiels stehen. Die Perspektive ist oft schlecht (“I lost him!”), Zeitlupen nur für alle anderen 10 Millionen verfügbar und Entscheidungen müssen binnen Sekunden getroffen werden. In einer Szene nach Abpfiff entschuldigt sich Massimo Busacca gegenüber aufgebrachten Griechen immer wieder, fast flehentlich:

We are not gods!

Noch interessanter bei der Dokumentation “Die Schiedsrichter” sind aber die Kamera-Begleitungen vor und nach den Spielen: Die Vorbereitung unmittelbar vor dem Anpfiff ist der von Spielern sehr ähnlich – aufwärmen, heiss machen, raus gehen.

Das Nachspiel könnte aber unterschiedlicher nicht sein: Während die Mannschaften trauern oder feiern, ist für die Schiris bestenfalls Ignoranz zu gewinnen. Die Nachbesprechung mit Howard Webb, die in Ausschnitten auch bei 11Freunde.de zu sehen ist, bringt die Lage des Schiedsrichters nach Abpfiff auf den Punkt. “We cannot change anything” macht die persönlich sicherlich schwer zu akzeptierende Situation deutlich, dass Fehler nie gutgemacht werden können. Leider ist diese resignierende Feststellung ebenso wahr, wie der nachfolgende Aufmunterungsversuch falsch ist: “Sometimes we are winners, sometimes we are losers.” Echte Gewinner sind Schiedsrichter nie.

Auf deutsch und im Original auf DVD bei Amazon.de: